Rückblick Nr. 19

12. – 14. März 2010

Mensch und Maschine leiden oder degustieren in der Pisco-Destillerie

 

So, wir sind auf der anderen Seite angekommen. Zwar nicht ganz so wie wir dachten, aber wir sind drüben und es geht uns wieder gut. Aber alles der Reihe nach… Wir nahmen den Paso Agua Negra an diesem 12. März in Angriff. Wir wussten, dass wir diese Höhe nicht an einem Tag schaffen konnten/sollten/wollten. Den ersten kurzen Stop machten wir bei 3100 M.ü.M. bei der zweiten argentinischen „Zollkontrolle“. Da wurde kontrolliert ob wir noch alle im Auto sind und ob das Auto auch noch die gleichen Nummernschilder wie beim Ausreisen aus Argentinien hat. Alles okay. Wir informierten uns bei dem netten Zöllner kurz über die Strecke und fuhren dann auch schon weiter. Auf 4100 M.ü.M. legten wir den zweiten Stop ein. Genau da, wo in 10 Jahren der Tunneleingang Richtung Chile ist und man innert 20 Minuten durch diesen riesigen Berg hindurch fahren kann. Nun gut, heute hats noch keinen Tunnel und wir fahren drüber. Auch egal, ist eh viel schöner! Wir assen also auf 4100 M.ü.M. zu Mittag und legten uns danach für eine gute Stunde aufs Ohr. Da es uns gut ging, entschieden wir uns soweit weiter zu fahren, bis dies nicht mehr der Fall sein sollte. Nach vielen  Kurven, wunderschönster, farbiger und wuchtiger Umgebung standen wir vor dem Schild „Bienvenidos a Chile; Paso de Agua Negra 4780 m.ü.M.“. Nun sind wir da und wir spüren kein Kopfschmerz oder andere Wehwehchen!? Nur das die Luft dünner ist, dass stellen wir fest. Auch bei Mari ist nichts von Höhenkrankheit zu merken. Um die obligaten Fotos zu machen, bedarf es doch einiger Luftschnapper. Auf dem Weg nach unten ist die Zeit schon so weit vorgerückt, dass wir unser vorgenommenes Ziel streichen und kurzerhand bei den Tunnelarbeitern im Camp fragen ob wir über Nacht bleiben könnten Wir sind alle drei etwas schlapp. Jeannine hat schwache Kopfschmerzen (aber eher von der Piste als von der Höhe), Steph ist müde vom fahren und was mit Mari ist, das wissen wir noch nicht so genau, aber sie keucht auch ganz schön. Wir verbringen die Nacht also auf ca. 3500 M.ü.M.

Ein neuer Tag und es geht uns wesentlich besser. Nur Mari röchelt immer noch ein wenig, doch sie gibt nicht auf. Wir fahren weiter Richtung Tal und unterwegs machen wir Bekanntschaft mit Corinna und Ralf und ihrem Landcruiser „Tortuga“. Wir quatschen ein wenig über Erlebtes und was noch kommen soll und fanden heraus, dass wir etwa das gleiche Ziel im Norden haben wie sie. Endlich wieder einmal jemand unserem Alters, wir freuen uns sehr darüber. Wir verabreden uns daher am Zoll, der etwas weiter unten kommt und fuhren weiter, durch diese beeindruckende Berglandschaft. Am Zoll! Der Zoll ist ein ziemlich wenig besuchter Zoll und somit nehmen es die Damen und Herren ziemlich genau mit dem Papierkram. Nach der obligaten Lebensmittelkontrolle (diesmal mussten wir unsere Pfefferkörner und das Feuerholz abgeben), fand das erste Mal eine Drogenkontrolle statt. Der Herr suchte und suchte und suchte…. Und fand zu guter letzt eine Box mit Medikamenten die er alle genaustens studierte. Auch keine Drogen dabei….Na dann kommen Sie (Steph) doch bitte mal mit ins Büro zum Body- und Körpercheck. Unterwegs dahin fragte er mich dreimal ob ich den Drogen konsumieren würde oder dabei habe. Ich antwortete dreimal mit einem klaren Nein und plötzlich fand er den Bodycheck nicht mehr notwendig. Listo! Alles was wir am Zoll auspacken mussten, konnten wir nun wieder einladen und weiterfahren.

Nun fuhren wir Richtung Pisco Elqui. Da steht die älteste Pisco-Destillerie und die wollen wir uns ansehen. Da auch Corinna und Ralph dieses Ziel hatten, fuhren wir gemeinsam in diesen etwas verschlafenen Ort. Wir suchten und fanden einen gemütlichen Camping für die Nacht und verbrachten einen tollen Abend zu viert! Steph

Der darauf folgende Tag startete mit einem kalten Schwimmshooting der beiden Frauen in der hübschen Laguna welche dem Camping angehörte. Gemeinsam entschieden wir uns noch die Destillerie anzusehen bevor sich dann unsere Wege wieder trennen. Eine tolle und lehrreiche Führung wurde uns geboten inklusive Pisco-Degustation und zwei Gläser zum mitnehmen. Pisco ist ein Tresterschnaps (Grappa-ähnlich) welchen die Chilenen pur oder sour geniessen. Degustieren um Mittagszeit kommt gut und lustig, so dass wir spontan auf der wunderschönen Terrasse mit Ralph und Corinna Mittag assen um unsere Werte etwas zu senken. Denn schliesslich hatten Steph und ich für heute Abend ein lang ersehntes Ziel vor uns. Nämlich das Meer. Sobald Steph das Meer sieht, sagte er zumindest, stoppe er das Auto und springe samt Kleider ins Wasser. Schnell waren die Adressen mit den zwei ausgetauscht in der Hoffnung die beiden noch das eine oder andere Mal auf der Reise anzutreffen. Leider trennten sich unsere Wege schon, da Ralph sich seinen Bubentraum ein Observatorium zu besuchen, erfüllen möchte. Und der Himmel hier ist dafür bestens geeignet. Jeannine

 

14. – 16. März 2010

Esoterische Begegnungen oder endlich wieder einmal Meer in Sicht

 

Tja da wir das Meer relativ früh erblickten als wir in Richtung La Serena fuhren, erwies ich mich als nachgiebig in dem ich Steph die vielen Kilometer nicht zu Fuss zurücklegen lassen wollte. Die Suche nach einem Camping am Strand, bei welchem wir wieder einmal duschen und unsere Geräte aufladen konnten, war erfolglos. Während der Suche sind wir noch auf einen hypergrossen Supermercado gestossen, wo wir uns noch mit vielen Früchten und Gemüse eindeckten. Ich muss sagen, in solch Läden bin ich meistens masslos überfordert. Allein mich für ein Shampoo zu entscheiden kann eine halbe Stunde gehen. Und erst beim Anblick dieser vielen leckeren und farbigen Früchtestände lief uns regelrecht das Wasser im Munde zusammen. Endlich, dies vermissen wir seit Beginn der Reise, gutes Gemüse und frische Früchte. Es wurde Salat, Gurken, Erdbeeren, Pfirsiche, Äpfel, Papaya und die uns unbekannte Frucht Pepio fruta (Früchtegurke) eingekauft. Mit Lebensmittel eingedeckt trafen wir während unserer Suche nach einer Bleibe auf eine Hippie-Kleinfamilie welche mit ihrem VW-Bus an der Promenade Kleider verkauft. Den Bus als Wohnung und Verkaufsladen umfunktioniert. Sie empfahlen uns einen Camping etwas ausserhalb der Stadt La Serena. Es ist bereits spät nachmittags als wir vor verschlossenen Türen vor dem Camping standen. Also kurven wir im Zeugs herum auf der Suche nach einer Alternative. Die Zeit verstrich und es war bereits dunkel und wir hatten noch keinen geeigneten Schlafplatz gefunden. Es musste einfach so sein, denn die Hippiefamilie fuhr uns entgegen und wir durften ihnen auf einen Berg folgen mit herrlichster Aussicht auf Stadt und Meer. Ein tolles Plätzchen, dass wir uns wahrscheinlich sonst nie pistenmässig hochgewagt hätten. Doch wenn ihr Bus dies schafft, schafft es Mari erst recht. Bei gemütlichem Lagerfeuer und esoterischen Gesprächen, genossen wir die tolle Aussicht und Gesellschaft und wir verschenkten noch Gummpiball, Sparschäler, und Stephs nichtmehrgebrauchte Tabakpfeife. Eine kurze, schräge aber auf jedenfalls eine nachhaltige Begegnung geht zu Ende.

Am Morgen wurden wir mit Sonnenstrahlen geweckt und unser Weg führte uns weiter nördlich der Pazifik-Küste entlang. Heute wollen wir nach Punta Chorros, welcher uns als Geheimtipp für Taucher empfohlen wurde. Und jetzt wird es aber langsam aber sicher mal Zeit, dass wir unsere Ausrüstung aus dem Winterschlaf wecken. 40 Kilometer fuhren wir also von der Hauptstrasse weg durch öde Wüstenlandschaft in ein ultra verschlafenes Nest wie es im Bilderbuch steht. Angekommen ärgerten wir uns über die saftigen Campingkosten und auch für das Tauchen verlangen sie hier schweizerische Preise. Na gut Tauchen wollen wir trotzdem und fragen den Tauchshop welcher uns den besten Eindruck macht für den nächsten Tauchgang. Der Chef sei gerade nicht da, aber wir dürften es uns auf der herrlichen Anlage gemütlich machen. Gesagt getan, warteten wir rund zwei Stunden mit Blick aufs Meer auf den Chef welcher uns danach mitteilte, er schliesse den Shop für die nächsten drei Tage. Da er vermutet einen Rippenbruch zu haben und daher nicht mehr tauchen kann. Ohhhh mann es soll wohl einfach noch nicht sein. In einen der anderen Tauchshops wollten wir nicht und da Chile unser Budget ohnehin einfach unglaublich stark strapaziert liessen wir es erneut sein. Wir genossen es trotzdem noch an der steinigen Küste entlang zu spazieren und mit Steph an der Seite ist Verlass, denn er findet immer ein Haufen Krappelzeugs auch ohne Neoprenanzug.

Neuer Tag neues Glück. Jeannine

 

16. – 24. März 2010

Nationalparks oder alles nicht so einfach mit dem Schnorcheln im Pazifik

 

Von Punta Chorros aus fuhren wir in den Nationalpark Llanos de Challe. Hier fanden wir wunderschöne, aber heimtückische Campingplätzchen und einen weissen Strand vor. Die lauschigen Plätzchen waren darum heimtückisch, weil wir zum ersten Mal auf unserer Reise unsere Sandbleche brauchen mussten. Ja, wir fuhren uns in dem feinen Sand kurz vor dem Ziel ein und konnten so, sozusagen in aller Ruhe unsere Sandbleche ausprobieren. Sie funktionieren! Nach diesen „Strapazen“ schwangen wir uns in Badebekleidung und liefen schnurstracks in das Pazifische Wasser. Diesmal ohne zu überlegen. Das hatte seine Gründe. Das Wasser ist nämlich ziemlich kalt, aber das war uns heute sch….egal. Wir genossen das kühle Nass und plantschten zum ersten Mal ausgiebig! Schade können wir das nicht öfter machen!

Am nächsten Tag ging es weiter in den nächsten Nationalpark. Zuckerbrot. Pan de Azucar soll ein toller Park sein. Tönt auch zuckersüss. Wir kamen leider nicht mehr bei Tageslicht da an und so liessen wir uns auf dem erstbesten Camping nieder. Zuckersüss der Platz und deftigheftig der Preis. Egal, bloss noch hinstellen, ausladen, essen und dann schlafen. Unsere Tagesstrecken haben sich mittlerweile wieder etwas ausgedehnt und so sind wir abends immer froh wenn wir ins Bett kommen.

Am nächsten morgen war duschen und Wasser füllen (und da in der Wüstengegend) auf der to- do- Liste. Der chilenische T4 Fahrer auf dem Nebenplatz versuchte noch einen Preisrabatt für uns rauszuschlagen, damit unser Budget nicht so arg strapaziert wird. Leider ohne Erfolg! Also hiess es auch hier, weiterfahren. Felipe, der nette Camping- Jungefüralles, empfahl uns noch ein paar Plätze wo wir umsonst stehen konnten. Wir fuhren also los und machten uns auf die Suche. Unterwegs meldete sich Mari. Nach fast 17000 gefahrenen Kilometern gab sie uns zu verstehen, dass jetzt doch Zeit sei, endlich mal einen Ölwechsel zu machen. Wir fuhren also in die nächst grössere Stadt ( Tal- Tal) und fanden auf Anhieb eine Werkstatt welche Ölwechsel macht. Nach einer kurzen Wartezeit, war das ganze auch ziemlich schnell, inklusive Ölfilterwechsel, für einige Tausend Pesos erledigt ( Anm. des Schreibers: 1000 Pesos sind ca. CHF 2 ).

Nun suchten wir also den von Felipe vorgeschlagenen Ort Cifuncho. Diesen gefunden, gings wie die letzten Tage immer ab. Hinstellen, kochen, ein bisschen „hangen“ und dann ab ins Bett. Da wir hier an einem Strand für uns ganz alleine standen, beschlossen wir einen weiteren Tag hier zu bleiben. Diesen verbrachten wir damit, Möwen und Pelikane zu beobachten, versuchten uns beim fischen und lasen wieder mal ein wenig. Was für ein Spektakel, zu sehen wie sich die Vögel ihre Nahrung aus dem Meer holen! Wie Pfeile schiessen sie von einigen Metern Höhe ins Wasser und sind so erfolgreicher beim fischen als wir. Leider schreckte uns der angekommene Quallenschwarm erneut vor einem Schnorchelgang durch das glasklare Wasser ab. Steph

 

Der Weg führte uns weiter nach Antofagasta. Hier gibt’s viele Möglichkeiten frei zu stehen und wir entschieden uns etwas ausserhalb der Stadt beim Monumento Nacional La Portada unser Nachtlager aufzuschlagen. Dies war jedoch erste Mal auf der Reise wo wir zweimal abends unser Stellplatz wechselten. Zuerst weils Steph nicht wohl war, dann mir nicht, wegen dem Typen der seit Stunden im rundumgetönten Auto neben uns sass. Etwas was hier unmöglich ist, die rundumgetönten Autoscheiben. Schlussendlich fuhren wir um 21.00 Uhr wieder zurück in die Stadt wo wir im Vorfeld bereits einen Stellplatz gesichtigt haben und verbrachten eine im Gefühl zwar ruhige, dafür laute (Samstag, Stadt) Nacht. Am Sonntag suchten wir dann vergeblich ein Internetcafe um unsere Seite zu aktualisieren und unsere Mails zu checken. Wir landeten schlussendlich in der rieeesen Einkaufsmeile wo sich die ganze Stadt am Sonntag zum Shoppen trifft und hockten denn ganzen Nachmittag im Mc Donalds bei Cola und Fastfood und waren froh wieder mal mit Zuhause zu telefonieren. Als es dann doch 17.00 Uhr war und wir nochmals eine Nacht in Antofagasta vorhatten, entschieden wir uns extreeem spontan, doch noch ein Stückchen zu fahren. Also landeten wir im etwa 80 Kilometer entfernten Dörfchen Mejillones. Ein VW Bus-Fahrer (die sind ja einfach immer nett) empfahl uns noch ein tolles Plätzchen am Meer wo wir dann noch satt vom Mc Food zufrieden ins Bett fielen. Vieeel zu spät am nächsten Morgen, der Bus bereits geladen, entdeckten wir an der Küste Robben und Pinguine. Während der Überlegung nochmals alles auszupacken um mit den Tieren zu schnorcheln, schwammen sie gemächlich ins weite offene Meer hinaus und die Frage hatte sich damit soeben erübrigt. Hmm auch blöd, das nächste Mal einfach schneller entscheiden.

Nachdem wir uns ja eigentlich in Antofagasta entscheiden wollten ob wir nun zuerst nach Bolivien oder Peru reisen sind wir einfach weiter Richtung Norden gefahren. Wir tun uns irgendwie schwer mit der Entscheidung aus eigentlich keinen speziellen Gründen. Endlich am Meer angekommen und es nun bereits wieder zu verlassen fällt schwer. Zumal weder vernünftig Schnorcheln geschweige den Tauchen möglich war. Andererseits zieht es uns weg vom europäischen Chile und wir sind nun bereit für etwas mehr Südamerikanische Stimmung. Nun heute sind wir hier in Iquique und haben uns das erste Mal seit Reisebeginn ein tolles Hostal inklusive Bett für zwei Tage gegönnt. (Wenn schon über dem Budget, dann schon richtig)  Nun haben wir hier etwas Zeit uns fürs nächste Land zu entscheiden und den vorerst letzten Chilebericht mit Bildern hochzuladen. Bis bald aus ???

Die etwas schreibfaule Jeannine

 

 

 

 

Rückblick Nr. 17

23.–  27. Februar 2010

Die Hauptstadt Chiles oder ein Beben verändert

 

Wer etwas erreichen will muss früh aus dem Bett, sagt man. Früh ist für uns mittlerweile 08.30 Uhr. Bis wir losfuhren war jedoch wieder 11.00 Uhr. Wir nehmen uns halt mittlerweile die Zeit die wir wollen…Unser Ziel heute war Kilometer zu fahren, damit wir doch noch rechtzeitig zum Weinfest in Mendoza eintreffen werden. Und wir werden. Wir fuhren nämlich heute wieder einmal über 500 km. Genau waren es 551. Diese 551 Kilometer fuhren wir grösstenteils auf der PanAm, auf welche wir heute Morgen um genau 12.11 Uhr in Freire auffuhren. Die Panamericana ist DIE Strasse durch Chile. Hier darf, so glaube ich ab heute, jeder fahren oder gehen. Was man auf dieser Autobahn alles sieht ist der Wahnsinn. Fahrradfahrer, Fussgänger, Wagen mit Pferd, Mähdrescher, Riesenlastwagen und natürlich viele Autos. Unser Nachtcamp schlugen wir an einer Tankstelle bei Talca auf. So werden wir morgen „früh“ gleich wieder auf die PanAm auffahren und weiter Richtung Norden düsen.

Nach einem weiteren Fahrtag erreichten wir am späteren Nachmittag Santiago de Chile. Die Hauptstadt von Chile. Mit fast 5 Millionen Einwohnern dreimal kleiner als BsAs und für uns doch riesengross. Wir kontaktierten am Nachmittag den Club Suizo und erhielten die erfreuliche Mitteilung, dass wir bei ihnen auf dem Clubparkplatz für 2 Tage stehen dürfen. Toll, mitten in der Stadt sicher stehen! Wir schauten uns die Hauptstadt punktuell an. Die Stadt gefiel uns besser als BsAs. Was uns besonders gefiel, sie ist gut zu Fuss begehbar. Sie erschien uns sauberer, etwas übersichtlicher, grüner und sie kam uns sicherer vor. Alles in Allem eine schöne Grossstadt mit Flair.

Die Nacht von Freitag auf Samstag (26. auf 27.) wird ganz Chile, sowie auch uns, noch länger in Erinnerung bleiben. Um kurz vor 4 Uhr morgens passierte es. Wir schliefen tief und fest und erwachten, weil wir meinten, es habe angefangen zu winden. Der Blick zu den Bäumen zeigte uns aber keinen Wind. Was ist das? Als dann die ersten kleinen Sachen im Bus herunter fielen, wurde uns klar, wir sind Zeugen eines Erdbebens. Sehr schnell waren wir hellwach. Nur raus hier, war unser erster Gedanke. Wir stellten uns vor Mari und erlebten Unglaubliches. Die Erde bebte so stark, wie wir das in unserem Leben noch nie erlebt hatten. Mari rutschte über einen halben Meter von ihrem Platz weg und wir hatten überhaupt keine Ahnung wie wir uns verhalten sollten. Gegenüberstehende Tennisplatzleuchten schwangen so stark, dass wir meinten, sie werden gleich brechen. Im Hochhaus gegenüber liefen immer mehr Leute auf die Strasse raus, Strom viel aus, Sirenen ertönten und Autoalarme gingen nacheinander los. Das Beben dauerte fast zwei Minuten und wie wir Tags darauf erfuhren, war es mit 8,8 das Stärkste seit 1985. Krass wie hilflos man sich in solch einem Moment fühlt. Wir hatten keine Ahnung was wir jetzt tun sollten und suchten den Kontakt zu den Chilenen. Nicht zu wissen wo die Erde genau aufbricht, wann es aufhört und welche Ausmassen es hat, ist wirklich ein besch.. Gefühl. Und für die einheimischen Familien noch viel schlimmer als für uns die ihre Angehörigen im ganze Land verteilt haben. Wir warteten und bangten also gemeinsam mit den Einheimischen auf das Nachbeben, denn vorher kehrten die Menschen nicht in ihre Häuser zurück. Das grosse Nachbeben blieb in jener Nacht aus, stattdessen hat es noch die ganze restliche Stunden immer wieder ein wenig gebebt und liess wohl ganz Chile nicht schlafen. In der Hauptstadt Santiago, so wie auch bei uns, hielten sich die Schäden in Grenzen. Weiter im Süden, wo wir zwei Tage zuvor noch übernachtet haben, sind die Schäden enorm! Man spricht drei Tage nach dem Ereignis von 300 Toten. Unsere mitreisenden Schutzengel haben volle Arbeit geleistet! Danke. Wir hatten wirklich Glück und sind mit einem Schrecken davon gekommen! Dennoch fühlen wir mit, mit ganz Chile und den betroffenen Menschen. Ein Land welches uns stehts sehr hilfsbereit, fröhlich und offen begegnete.

Es war bedrückend mitzuerleben, wie schnell sich eine so farbenfrohe, lebhafte und pulsierende Stadt in einen Schleier aus Dunst, Trauer und einer beängstigenden Stille verwandeln kann.

Wir fuhren also auf Anraten der Chilenen, am Samstag, 27. Februar mit geändertem Reiseplan auf Umwegen, aus Santiago raus. Wir sollen gegen Norden fahren, denn das Nachbeben ist noch nicht eingetroffen und werde bestimmt noch kommen. Den Erfahrungen schenkten wir natürlich Glauben und wir machten uns auf nach Mendoza. Wir wussten zum Zeitpunkt der Abfahrt noch nicht, ob wir Mendoza aufgrund der aufgerissenen Strassen und gestürzten Brücken erreichen können. Unser Weg führte uns über den ersten für uns etwas höheren Pass. Der Weg dahin war für Mari hart, aber sie meisterte ihre Aufgabe bestens. Mit 20 km/h tuckerten wir in 28 Kurven dem bereits wieder geöffneten Grenzübergang auf 3512 M.ü.M. entgegen. Steph und Jeannine

Rückblick Nr. 14 findest du wieder in Argentinien

Rückblick Nr. 13

13. – 20. Januar 2010

Verschnaufen für alle in Los Antiguos

 

Tags darauf beschlossen wir wieder mal ein kürzeres Teilstück zu fahren und entschieden uns, in Los Antiguos Station zu machen. Eigentlich hofften wir, dass wir noch rechtzeitig zum Kirschenfestival, welches jedes Jahr hier stattfindet, eintreffen. Doch das sei schon vorbei, informierte uns die Polizistin am Dorfeingang.

Nun gut, wir liessen uns trotzdem hier nieder und wollten mal verschnaufen und vor allem wollten wir uns schlau machen, was denn mit Mari und dem Kühler los ist. Auf dem Camping hatten wir keinen  Internetempfang und so machen wir uns heute Donnerstag auf ins Dorf, um mal unsere Freunde aus dem VWBusForum.ch zu fragen, was denn diese blinkende Lampe zu bedeuten hat. Nachdem ich alle mitgenommenen VW Bücher durchforstet hab und auch alles was da drin steht um Kühlerprobleme zu beheben gemacht hab, steh ich ein bisschen an. Aber ich weiss, auf Euch (Forümler) ist Verlass. Steph

Nun nachdem wir vorerst nur ein, zwei Tage in Los Antiguos bleiben wollten, haben wir kurz entschlossen eine Woche daraus gemacht. Teils gewollt, teils ungewollt. Nun, wir haben per E-Mailkontakt versucht unsere blinkende Mari zu reparieren und haben das Kühlsystem zwei Mal entlüftet gemäss Anleitung vom Mechaniker und vom VW-Bus Handbuch. Zudem hatten wir seit langem wieder mal das Bedürfnis etwas länger an einem Ort zu weilen und einmal etwas runter zu fahren, seit langem fällige E-Mails zu schreiben, Kassa Buch nachtragen und einfach unsere gesammelten Eindrücke der letzten drei Monate zu verarbeiten. Wir genossen die Woche sehr, in einem eigentlich nicht ausserordentlich speziellen Dorf dafür umso mehr erholt. Jeannine

 

20. – 22. Januar 2010

Bienvenidos a Chile oder der Beginn der Carretera Austral

 

Voller Elan und total erholt stürzen wir uns auf ins nächste Abenteuer; die Carretera Austral. Eine über tausend Kilometer lange Schotterpiste welche von Villa O’Hinggis bis nach Puerto Montt verläuft. Doch wir können der Naturbeschreibung aus dem Reiseführer einfach nicht widerstehen und wagen es, uns dieser Strasse zu stellen. Hinweise auf 4x4 Ausführungen ignorieren wir bewusst.

Nach einem ausnahmsweise mal gründlichen aber problemlosen Grenzübergang in Chile Chico, inklusive drei Israelis im Schlepptau, fuhren wir dem Lago General Carrera entlang. Bereits hier auf dem Weg nach Puerto Guadal wo wir auf die Carretera gelangen, wurden wir landschaftlich belohnt. Die Fahrt am See entlang war mystisch, farblich vielfältig und landschaftlich umwerfend, alles in Einem. Wir übernachteten an einer menschenleeren Laguna wo Steph mir noch versuchte das Fischen beizubringen. Doch ausser einem Haufen Seegras wollte es irgendwie nicht so klappen. Doch Spass hats gemacht und ich werde es weiter versuchen. Die Nacht war ungewöhnlich unruhig. Seit langem haben wir nicht mehr so mucksmäuschenstill und menschenleer übernachtet, dass vor allem mir sehr unbehaglich war. Irgendwie verunsicherte mich jedes Geräusch und steigerte mich so sehr darin, dass ich fast kein Auge zu getan habe. Naja auch solche Momente gibt’s. Am nächsten Tag wollten wir uns aufgrund der vergangenen Nacht nicht eine all zu grosse Strecke fahren. Unser Ziel war es, bis nach Puerto Tranquillo zu kommen, dass für seine Marmorkathedralen bekannt ist. Kaum sind wir von der Laguna abgefahren, stehen bereits uns drei bekannte Gesichter mit gehobenem Finger am Strassenrand. Wir luden also auf ein Neues die Israelis auf und entschlossen uns spontan, gemeinsam auf die Bootsfahrt zu den Kathedralen zu fahren. Der Ausflug war spannend, lehrreich und abenteuerlich. Wir sind beeindruckt, was Wasser über die Jahre für Formen und Muster erschaffen kann. Für das nötige Adrenalin sorgte unser Fahrer bei der Rückfahrt. Das Wetter hatte umgeschlagen und die Wellen waren um einiges höher als bei der Hinfahrt. Und so hatten wir zwei, die drei Israelis und Lenin (unser Fahrer) einen riesen Spass über die Wellen zu fliegen. Glücklicherweise habe ich schon vorgängig eine Tablette gegen Seekrankheit geschluckt, so dass auch ich daran eine saumässige Freude hatte. Am Abend durften wir noch an einem chilenischen Geburtstagsfest der Campingplatzbesitzerin teilhaben, wo man uns belehrte wie man auf einheimische Art eine Lammkeule grillfertig macht und Wein aus dem Lederbeutel trinkt. Da konnten wir mit unserem Masahiro-Spezialmesser und den Plastikbecher direkt einpacken. Jeannine

 

22. – 24. Januar 2010

Kampf durch wildes Grün oder atemberaubende Landschaften

 

Den nächsten Tag gingen wir recht gemütlich an. Nachdem wir noch kurz unsere Mail gecheckt und am Strassenrand Holunderblüten eingesackt hatten, ging unsere Fahrt weiter dem Lago General Carrera entlang. Wir wurden mit einer Farbenvielfalt belohnt die wir seit langem nicht mehr hier in Patagonien gesehen haben. Unser Weg führte durch dichte urwaldartige Wälder, vorbei an türkisblauen Gletscherflüssen auf kilometerlangen, von bunten Blumen gesäumten Waldstrassen. Die Flora ist hier wirklich super vielfältig. Tiere sehen wir im Gegenzug aber fast keine. Der Zustand der Carretera entpuppt sich als besser als überall gelesen und gehört. Wir sind froh darüber, auch Mari dankt es den Chilenen sehr. Zwar müssen wir weiterhin viel Vorsicht walten lassen, da es auch hier ab und zu Schlaglöcher hat, aber es ist wenigstens festgefahrene Strasse. Da wir viel mit in die Landschaft schauen beschäftigt sind, kommen wir etwas langsamer daher, als die einheimischen Fahrzeuge. Diese erinnern mehr an Schumacher und Co., ohne Rücksicht auf Verluste…. Nach einem tollen Tag durch diese Gegend, kamen wir in einem genauso niedlichen, nicht sehr spektakulären Dörfchen Namens Puerto Ingeniero Ibanez an. Dieses Wochenende herrscht hier Feststimmung und wir liessen es uns nicht nehmen, ein paar Eindrücke eines solchen Festes zu sammeln. Toll, wie anders hier Dorffeste zu Gange gehen! Rodeo, Fleischspiesse, Wurfspiele, bunte Kleider, Panflötenmusik. Ich glaube, das ganze Dorf war dabei. Von ganz jung bis ganz alt. Wirklich toll! Und dies alles am Geburtstag von Jeannine. Am Abend wollten wir uns eigentlich in einem Restaurant ein feines Nachtessen gönnen, aber leider waren alle geschlossen. (Die waren wohl alle mit festen beschäftigt!?) So blieb uns fast nichts anderes übrig als auf dem Camping uns ein Nachtessen servieren zu lassen. Zum Geburtstagsessen gab es einen gemischten Salat, Bistecca mit Zwiebeln und frittierten Kartoffelstäbchen, dazu je ein Fläschen (2,1dl) Weiss- und Rotwein und zum Dessert ein Sahne Nusseis vom Stengel! Speziell, gut und halt mal anders als sonst. Häbbi Börsdei! Den nächsten Morgen gingen wir langsam an und machten unseren angesetzten Holunderblütensirup fertig. Jupii, wieder ein Stückchen Heimat und eine weitere Getränkevariante, zu den hier meistens in 2-3 Liter Flaschen abgefüllten Süssgetränken. Steph

 

24. – 30. Januar 2010

Petri Heil am Lago Paloma oder Mari bockt

 

Um noch ein bisschen für uns zu sein, entschlossen wir uns, an den Lago Paloma zu fahren. Die Anfahrt zu diesem abgelegenen See führt über Stock und Stein durch sattes Grün. Wir fanden die Umgebung toll, Mari wiederum fand wir sollten uns endlich mal um sie kümmern, als immer nur um uns. Gänge reinzukriegen erweist sich als ziemliches Abenteuer. An diesem Lago angekommen, stellten wir uns einige Meter entfernt vom Ufer hin. Zwar waren wir nicht alleine, aber es war ja auch Sonntag. Mari zu trotz kümmerten wir uns wenig um sie und probierten uns beim fischen. Zwar biss nur eine einzige Forelle an, aber besser Eine als keine. Zu unserer Überraschung blieben wir nicht die Einzigen, die diesen Ort gefunden hatten. Einmal mehr fanden auch Bernhard und Jasmin mit ihrem weissen Elefant den gleichen abgelegenen Ort. Wir verbrachten also wieder einen netten Abend zu viert.

Da wir uns ja nicht um Mari gekümmert hatten, sollten wir dies auch zu spüren bekommen. Bei der Weiterfahrt Richtung Coihaique, wurde der Kampf mit den Gängen immer heftiger. Wir glauben sie braucht jetzt definitiv ein bisschen Pflege. Wir sind ja schliesslich auch schon über 11500 km gefahren!

In Coihaique angekommen, machten wir uns auf die Suche nach einer VW Garage (nachdem wir Bernhard und Jasmin trafen). Vergebens! Und nicht mal eine Vertretung. Na dann müssen wir wohl mal wieder Kontakt mit der Schweiz aufnehmen und unsere Freunde aus dem Forum fragen. Das klappte ja letztes Mal super! Den Rest vom angebrochenen Tag verbrachten wir mit „Easy- living“.

Die nächsten Tage verbrachten wir bei regnerischem Wetter damit, Emails zu schreiben und zu lesen und so das Leiden von Mari in Erfahrung zu bringen. Wir fanden schlussendlich heraus, dass der Kupplungsnehmer der Grund für das schlechte schalten sein muss. Uiuiui. Kupplungsnehmer. Wo kriegen wir einen Ersatz her oder sogar einen Neuen? Nirgends! Aber wir lösten das Problem auf chilenische Weise. Das Teil wurde auseinandergeschraubt und repariert. Die ganze Sache kostete uns einen halben Tag in der Stadt rumlaufen, 10750 Chilenische Pesos und viele, viele Nerven. Nachdem wir nun also wieder alle drei gesund und munter waren, verbrachten wir einen lustigen und gesprächigen Abend mit Chilenischen Hostal Gästen und man lernte uns, das mixen und trinken des hier so beliebten Pisco sour!  Steph

 

 

 

 

Rückblick Nr. 12 findest du in Argentinien

Rückblick Nr. 11

28. Dezember 2009

Bienvenidos a Chile

 

Heute machten wir uns auf, in Chile einzureisen. Wir stellten uns darauf ein, einen halben Tag am Zoll zu verbringen, doch das kam alles ganz anders. Da waren fast keine Leute am anstehen und die Herren vom Zoll waren auch alle ziemlich gut gelaunt und vor allem speditiv. Die Ausreise aus Argentinien und die Einreise in Chile erledigten wir in weniger als einer Stunde. Rekord! Wir fuhren dann die Küstenstrasse entlang Richtung Porvenir. Auf dem Weg nach Porvenir gibt es einen Abzweiger auf die so genannte Goldstrasse. Diesen Abzweiger nahmen wir und folgten dieser Goldstrasse. Eigentlich nicht wirklich interessant, aber abwechslungsreich. Da die Zeit doch schon etwas fortgeschritten war, entschlossen wir uns, unterwegs am Weg zu übernachten. Wir fanden einen Platz mit toller Aussicht auf Porvenir. Steph

 

29. Dezember 2009 – 2. Januar 2010

Übersetzen aufs Festland oder Silvester feiern in Chile…

 

Am nächsten Tag ging es dann mit der Fähre von Porvenir nach Punta Arenas. Als erstes wollten wir uns Chilenisches Geld besorgen. Also auf zur Bank. Und ich kam mir echt reich vor, als ich auf dem Bankomaten die Beträge sah. Ich konnte 200000 Pesos abheben! Boah! Leider ist dieser Betrag umgerechnet „nur“ ca. CHF 200. Als nächstes machten wir uns auf die suche nach einem Campingplatz. Vergebens. Einzige Möglichkeit war beim Hostal Indepedencia. Diese Möglichkeit stellte sich als eine sehr gute heraus. Eduardo, der Chef, ist ein sehr hilfsbereiter Mensch und tut alles Mögliche, dass es seinen Gästen gut geht. Hier haben wir nun auch die Garage gefunden die uns von Martin empfohlen wurde. Mari’s Bremsen wurden geprüft, der Bremskraftverstärkerschalter und die Plastikstecker gewechselt und der Hinterteil von Mari ein „wenig“ angehoben. „Pimp Mari“! Wir dachten eigentlich, dass uns diese Reparatur ein Loch in unsere Kasse reissen wird, doch das kam auch wieder anders als wir dachten. Für wenig Geld haben wir ziemlich viel bekommen! So konnten wir uns noch zwei-drei Sachen in der zollfreien Zone kaufen, was auch unserem Gemüt gut tat. Steph 

 

„Wenn die Ostküste von Südamerika Ebbe hat, wer hat dann im Gegenzug die Flut??? Die Westküste von Afrika?“

 

Hehe ich mal wieder, haben wir doch schon mehrmals darüber diskutiert und noch keine Antwort darauf gefunden. Na auch da finde ich irgendwann die Antwort heraus.

Wir befinden uns also nun in Chile, wo wir noch nicht einen sooo grossen Unterschied zu Argentinien feststellen. Kleinigkeiten in der Sprache oder im Supermarkt. Zum Beispiel sagen sie anstelle zum „li“ in der Schweiz viel mit „po“, dass jedoch wie bei uns, nicht wirklich eine Bedeutung hat. Also damit ihr euch das vorstellen könnt heisst ja und nein: nopo, oder sipo. Schräg oder?

Gut, nachdem Mari ja ein kleines Tuning bekommen hat und ich uns finanziell nächsten Monat schon Zuhause sah, bin ich froh, doch noch ein wenig unterwegs sein zu dürfen. Genau gesagt kostete uns der Spass 180 Schweizerfranken. Was ich mehr als ok fand, da sie zum Teil zu fünft unter Mari gelegen haben. Während wir auf Mari warteten, wollten wir uns um Strassenkarten, Gaskartuschen und die Wäsche kümmern. Gute Karten zu finden war aussichtslos und Gaskartuschen sahen auch schlecht aus. Der eine erzählte von dem Campingladen, der andere von jenem, das Tourismusbüro sprach wieder von einem anderen. So laufen wir fast die ganze Stadt ab bis Steph dann genug hat und sich einen Benzinkocher kaufen will, da das Kochen auf Andenhöhe ja ein wenig länger dauern wird. Nach einer etwa 30minütigen Diskussion ob denn der jetzt wirklich nötig ist, konnte ich Steph davon überzeugen es erst mal noch ohne zu versuchen. Denn bis anhin sind wir noch immer gut mit Gas durchgekommen. Und weiter nördlich werden auch noch einige grosse Städte kommen wo man sich dann, (wenn wir feststellen sollten, dass wir verhungern) immer noch so ein teures Gerät anschaffen kann. Dazu muss ich euch sagen, dass Steph immer etwas Angst hat er würde nichts zu Essen kriegen und kauft dann Fleisch für eine siebenköpfige Familie ein. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie mann dann manchmal im Supermarkt in einen richtigen Kaufrausch gerät. Zuerst ein Rindsfilet, dann ein 8er Pack Chorizos, dann ein Pack Pouletschenkel und noch Schinken, Salami und zu guter Letzt könnte man ja noch so heimlich Steaks in den Wagen packen. Es hat zig leckere Sachen, zugegeben und wir beide könnten Stunden damit verbringen durch die Regale zu stöbern. Doch da muss ich zwischendurch mal die Bremse ziehen und nicht wie sonst, umgekehrt. Allerdings konnten wir unser Budget von 16 CHF pro Tag, dennoch nicht so im Rahmen halten wie sonst üblich. Es gab noch den einen und letzten Thermoskrug für Mate- und sonstigen Tee (den dritten mittlerweile; jetzt aber aus Stahl, da die Vorgänger es nicht überlebt haben), drei Gaskartuschen die wir schlussendlich doch noch gefunden haben, ein paar lange Männer-Unterhosen für mich und als ich so vor einem Musikgeschäft stand und mir etwa zum 20gisten mal etwas wehmütig Gitarren ansah, meinte Steph ich solle mir die doch jetzt endlich kaufen da man die hier fast geschenkt kriegt. Doch als ich an die Kosten von Mari in der Garage dachte, wandte ich ab. Steph jedoch liess nicht locker und meinte „NIMM SIE“ endlich und zückte die Visakarte. Ahhhh sooo, da hab ich begriffen, dass ich soeben mein etwas verfrühtes Geburtstagsgeschenk bekommen habe. ;-) jippiieee.

 

Das Hostal hier ist toll, es hat einen Küchentisch mit sechs Stühlen und insgesamt wohnen etwa 20 Personen im und ums Haus. Es sind Leute aus Holland, Deutschland, Mexiko, Israel, Amerika und Frankreich da. Gemeinsam wurde dann ins neue Jahr gefeiert. Eduardo und Pamelita, die Besitzer des Hostals haben die chilenische Spezialität Curanto zubereitet, welche ursprünglich von der Isla Chiloé (Chile) kommt. Muscheln, Chorizos, Kartoffeln, Schweinefleisch, Poulet, Fisch und Kartoffeltaschen alles in einem Topf. Gegessen wird a la Stehlunch rund um den Tisch. Mann o mann war das ein Geschleck. Aber ein sehr leckeres. Um zwölf Uhr wurde kurz angestossen mit Sidre und danach löste sich die Travellergruppe ziemlich rasch wieder auf. Einige sumpften in Bars oder Discos ab, andere gingen schlafen da sie früh weiterreisten, wiederum andere blieben ums Feuer sitzen und liessen den Abend ausklingen. Wir genossen noch das Feuerwerk, tranken gemütlich noch ein Schlummi bevor wir dann ins Bett gingen. Jeannine

 

2. – 5. Januar 2010

Torres del Paine oder Flucht vor dem Wind

 

Seit nur mehr als einem Monat haben wir da so einen Begleiter, der nennt sich Wind. Und irgendwie lässt er sich einfach nicht abschütteln. Nun wir wussten ja, dass der in Patagonien stark vertreten ist doch muss denn der fast 24 Stunden am Tag anwesend sein? Das draussen Sitzen, das draussen Kochen, Spazieren gehen, nachts durchschlafen zu können is einfach nicht mehr. Wenn mal unabsichtlich beide gleichzeitig zum Bus aussteigen wollen, fliegt dir was nicht nietundnagelfest ist um die Ohren. Nun haben wir genug und wünschen uns wieder etwas mehr Wärme. Jedoch sind da noch einige Sehenswürdigkeiten dazwischen die wir trotzdem nicht auslassen wollen und nehmen daher noch ein paar weitere windige Wochen in Kauf.

Zum einen wäre dies der Nationalpark Torres del Paine. Zum anderen der Perito Moreno-Gletscher.

Nun den Nationalpark Torres del Paine haben wir dennoch ausgelassen. Wir standen schöne drei Tage so nah davor, hatten tolle Aussicht auf die Torres, dass wir uns entschieden haben den teuren Eintritt auszulassen und uns den lieber für den Dschungel aufzusparen. Jeannine