Der allerletzte Bericht von unserer Heimkehr mit Mari

14.- 21. Oktober 2010

Hallo Schweiz oder Körper und Geist ticken verschieden…

 

Tja hier sitze ich nun, genau eine Woche ist es heute her seit wir in Deutschland gelandet sind. Eine Woche die mir vorkommt wie zwei Tage. Ich befinde mich momentan noch wie in Trance, will noch nicht angekommen sein. Während mein Geist noch da drüben festhängt, tickt mein Körper bereits mit der laufenden Uhr hier. Ich koste noch jede Minute der 13 Stunden Rückflug aus, doch sobald wir die Zugreise antreten, wird uns schlagartig bewusst, Hallo Europa. Wir hängen in den Zugsitzen, hören zwei Stunden den drei Senioren hinter uns beim Gespräch über Masse, Form und Lagerung von Feuerholz zu. Mir ist zum Weinen zu Mute. Am liebsten würde ich bei der nächsten Haltestelle aussteigen und mich zurück beamen von da wo ich gerade noch herkam. Doch innerlich weiss ich, wie anfällig ich auf solche Momente bin und versuche mich zusammenzureisen. Schliesslich werden wir in Basel von Stephs Bruder Dänu und Kobu mit einem Waldfest freudig erwartet. Stephs Augen leuchten als er die lang ersehnte Cervelat sieht. Von diesem Augenblick läuft alles wie ein Filmstreifen ab: Besuch der Familien, Besuch bei Hofis, umziehen am Samstagmorgen, Samstagabend arbeiten, Sonntag Göttibueb- Besuch, abends Spaghettiessen bei meiner Familie. Montag sind wir auf (Baby)besuch bei Freunden, weiter müssen wir uns um die Steuererklärung, Versicherung, AHV-Nachzahlung, Arbeit und Container kümmern. Wir haben nämlich die schlechte Nachricht gekriegt, dass unser Container mit den beiden Fahrzeugen drin, nicht wie abgemacht am 16.10. aufs Schiff ist, sondern am Zoll aufgehalten wurde. Der durchgeführte Containerscann passte anscheinend jemandem nicht und daher soll der Container nochmals geöffnet werden. Dies passt uns natürlich überhaupt nicht, denn wir sind hier, die sind da und wir haben überhaupt keine Kontrolle mehr, was da drüben vor sich geht. Daher sind wir zurzeit gerade in Kontakt mit Guille und Erika in Buenos Aires und versuchen es so zu richten, dass wenigstens jemand von ihnen da zum Rechten schaut. So ist es mit dem „Ankommen“ noch gerade etwas schwierig. Ich will eigentlich auch noch überhaupt nicht ankommen. Es braucht Zeit. Zeit und Ruhe, alles zu verarbeiten was wir in diesem Jahr aufgenommen haben. Ich bin unendlich dankbar für das unvergessliche und prägende Jahr. Dankbar für die Gesundheit bei uns, unseren Familien und unseren Freunden, dankbar für die Begegnungen mit so unterschiedlichen Menschen, dankbar was wir an Natur bewundern und kennen lernen durften und dankbar, dass mein Körper arbeitet und mein Geist ver-arbeitet... 

Jeannine

 

November - Dezember 2010

Long Way Home… (Norah Jones)

 

Long Way Home ist das Lied, welches uns regelmässig begleitete auf unserem doch so langen Heimweg. Wir bezeichnen den Heimweg ja, seit wir im Norden Kolumbiens die Fahrtrichtung gewechselt haben und uns wieder auf den Weg zurück nach Buenos Aires gemacht haben. Damals suchte ich nach einem passenden Lied dafür und hab es bei Norah Jones gefunden. Nun begleitete uns dieses Lied wieder, hier in Europa. Ja es ist definitiv ein langer Weg nach Hause. Unsere Reise will irgendwie nicht so recht zu Ende gehen. Wieso? Ich erzähle es euch…

 

Nach langem Hin und Her mit dem Zoll in Argentinien ist uns schliesslich nichts anderes übrig geblieben, als die unnötigen 1500 Dollar zu bezahlen für die Standgebühren, welche sich durch den Containerscan ergeben haben. Das da noch zwei Feiertage, Tod vom Mann der Präsidentin dazwischenkamen stempeln wir jetzt mal einfach als Pech ab. Freudig erfuhren wir, dass das Schiff mit den Containern nun abgelegt hat und in ca. sechs Wochen in Hamburg ankommen soll. Also bereiteten wir alles vor, um Mari einen möglichst einfachen Europa- Einstieg zu gewähren. Wir arbeiten fleissig mit beim schicken Catering eines Freundes und verdienen so unseren ersten Lohn, um unsere ersten allfälligen Kosten bezahlen zu können. Glücklicherweise ist gerade Weihnachtsgeschäft, also arbeiten wir beide fast täglich, worüber wir sehr dankbar sind. Dazwischen werden Ersatzteile bestellt, denn Mari muss zuerst eine neue Wasserpumpe bekommen, bevor wir in die Schweiz fahren. Auch gewöhnen wir uns erschreckend schnell an das Leben hier und versuchen aber stets etwas dem Stress und der teilweise auffälligen Oberflächlichkeit entgegenzusteuern. Dabei hilft uns der Austausch mit Reisefreunden oder Kontakte nach Südamerika sehr.

 

Als schliesslich die Woche der Wochen bevorsteht, wo der Container ankommen soll, buchen wir einen Flug nach Hamburg und quartieren uns bei Tortugas (unsere Verschiffungspartner) ein. Leider länger als geplant, denn der Bus kommt nicht wie erwartet am Montag, nein erst am Donnerstag an. Also verbringen wir die Tage mit Hamburg und Lüneburg anschauen, diverse Glühweins an den vielen verschiedenen Weihnachtsmärkten und gemütliche Abende mit Tortugas. Auch ein tolles nächtliches Lagerfeuer im Garten bei tiefstem Schnee war dabei. Schlussendlich kam der ersehnte Anruf dass wir die Autos am Freitagmorgen früh abholen können. Auf einmal ging dann glücklicherweise alles relativ rasch und unkompliziert. Die Angst vor weiteren unnötigen Kosten hat sich als unnötig herausgestellt, sowie auch die Angst vor dem ungewissen Wiedersehen mit den Autos. Haben sie alles unbeschadet überstanden? Waren sie genug fest angezurrt? Haben die Zöllner bei der Durchsuchung etwas mitgehen lassen? Und so weiter und sofort. Ausser ein paar durchgeschnittenen Spanngurten Tortugas haben wir zwar festgestellt, dass intensiv in den Fahrzeugen gewühlt wurde, aber bis jetzt haben wir noch nicht festgestellt, dass etwas abhanden gekommen ist.

Kurz noch eine Unterschrift und ab durch den Zoll. Auf Rat des Spediteurs sind wir am Zoll schön brav rechts raus gefahren und gesagt wir kämen gerade von Südamerika. Ziemlich unsicher was er nun mit uns anfangen soll kam die Frage nach Alkohol oder Zigaretten, was wir ja überhaupt nicht dabei hatten. Jedenfalls Zigaretten. J   Ok dann fahrt weiter…. Juhuuuh war das schon alles? Cool, also nichts wie Heim zu Tortugas und Ersatzteile einbauen, dann Heimweg in die Schweiz antreten.

Tja scheisse, Ersatzteile passen nicht. Falsches Teil bestellt. Jeannine

 

Wir versuchten auf die Schnelle noch Ersatz zu kriegen, aber das funktionierte nicht. Also mussten wir uns mit der kaputten Wasserpumpe auf den ersten Teil der Heimreise begeben. Denn wir hatten noch mit Astrid und Thomas, Heike und Rainer fürs Wochenende abgemacht. Wir fuhren also mit der kaputten Wasserpumpe die ersten ca. 500 Kilometer von Lüneburg nach Bibra. Kurz bevor wir aber in Bibra ankamen begann, Mari Richtig zu bocken. Nun gut, mit viel Feingefühl und vielen guten Worten schafften wir es genau bis vor die Haustüre von Heike und Rainer. Wir wurden herzlich empfangen von unseren Reisefreunden. Wir vergassen für ein paar Stunden die „Problemchen“ um Mari und genossen einen tollen Abend. Das erste Mal begegneten wir 6 uns auf europäischem Boden.

Am nächsten Morgen probierten wir ein erneutes Mal Ersatz für die Wasserpumpe zu kriegen, aber auch dieser Versuch schlug fehl. Auch das fachmännische Nachbarsauge versprach keine Besserung auf die Schnelle. So musste ein Plan B geschmiedet werden. Und der lautete dann so: wir dürfen Steve’s ( Heike und Rainer’s Sohn) Auto benutzen um in die Schweiz zu fahren. Am Montag bestellen wir die RICHTIGE Wasserpumpe und lassen sie direkt zum Nachbar in Deutschland schicken und dieser baut sie dann auch gleich ein. Dann fahren wir am nächsten Wochenende mit dem Auto wieder nach Deutschland und holen Mari definitiv nach Hause. So lautete Plan B und so wurde er dann auch in Angriff genommen. Maris Heimkehr wurde also noch eine Woche nach hinten verschoben!

Nachdem also Plan B beschlossen war, ging es über zum tollen Teil den Familie Förtsch vorgesehen hatte. Wir fuhren alle gemeinsam nach Oberhof, wo die grosse Skisprungschanze steht. Es war richtig Winter! Und leider konnten wir die Schanze nur von unten betrachten…Dann gings weiter nach Meiningen an den Weihnachtsmarkt. Eine kleine Runde in der Stadt und dann wieder zurück nach „Hause“. Dort machten wir uns erstmal einen Kaffee und danach bereit für den Abend. Es ging nämlich ins Theater. Aber kein normales Theaterstück. Das Theater in Meiningen wird zur Zeit unseres Besuchs gerade umgebaut und so wurde die Vorstellung ins Zelt verlegt und genau so hiess auch das Stück. Ein lustiger Abend! Nach dem Theater genossen wir dann noch gemütliches Beisammensein und spielten.

Sonntag frühstückten wir gemeinsam und machten uns dann auch schon parat zum aufbrechen. Aber kein Besuch Thüringens ohne die traditionellen Thüringer Kartoffelklösse. So gings nach der Besichtigung der Dorfkirche noch gemeinsam in die Dorfgaststätte zum Mittagessen. Mmmmh lecker wars! Dann kam der Abschied auf Zeit…Bibra wir sehen uns nächste Woche wieder, alle anderen sehen wir nächstes Jahr sicher wieder!

Die Woche verbrachten wir mit arbeiten… und Wasserpumpe organisieren. War gar nicht so einfach, hat aber zum Schluss doch noch geklappt!

Dazwischen gabs die super erfreuliche Nachricht, dass ich ab 1. März die neue Arbeitsstelle bekommen hab! Juhui…ich bin ab 1. März Leiter Service in der Altersresidenz Sphinxmatte in Solothurn.

Dann kam der Samstag.11.12.2010. Wir fuhren um halb elf los und kamen ungefähr um vier Uhr Nachmittags in Bibra an. Mari stand beim Nachbarn auf dem Parkplatz und wartete schon auf uns. Wir schliefen die Nacht im Haus von Förtsch’s (VIELEN DANK NOCH EINMAL DAFÜR!) und machten uns am Sonntagmorgen gegen 09.30 Uhr auf den Weg in Richtung Schweiz. 12.12.2010…um 16.00 Uhr fuhren wir in Wiler, da wo vor über einem Jahr die Reise begann, auf den Parkplatz. Nun ist sie also wirklich vorbei, die tollste, erlebnisreichste, schönste, interessanteste, intensivste, lernreichste undundund Reise! VIELEN DANK DAS WIR DAS ALLES ERLEBEN DURFTEN! WIR SIND GLÜCKLICH UND DANKBAR! Irgendwann geht’s wieder los, das wissen wir schon heute! Steph