Reisebericht Nr. 33

19.- 20. August 2010

Zum wiederholten Male „Adios Argentina“ oder Bienvenidos en Paraguay

 

Nachdem wir also den wahrscheinlich letzten argentinischen Nationalpark auf unserer Reise drei Tage genossen, machten wir uns heute morgen auf den Weg ins siebte Land unserer Reise. Seit gestern sind wir im 10. Monat unterwegs und heute reisen wir im siebten Land ein. Paraguay. Die Ausreise aus Argentinien verlief wie immer ohne Probleme. Auch hier. Und die Einreise nach Paraguay? Die verlief noch einfacher. Sehr nette Leute haben uns Stempel und Papiere für uns und Mari ausgefüllt, überreicht und uns recht herzlich willkommen geheissen. Das erste Mal haben wir sogar einen Stadtplan und weitere Infos zum Land am Zoll bekommen. Erster Eindruck; tolle Leute. Aber man soll den Tag ja nicht vor dem Abend loben und so warten wir mal ab und erzählen euch etwas später mehr von diesem Land. Bis dann, bleibt lieb zueinander und passt auf euch auf. Wir tuns auch! Steph

 

20.- 22. August 2010

Die Hauptstadt Asuncion oder christliche Gespräche mit der heiligen Maria…

 

Wir fühlen uns vom ersten Tag an wohl in Paraguay. Zwar haben wir noch etwas Mühe das Spanisch hier zu verstehen, da es mit der Indigenen Sprache Guarani vermischt wird. Das tönt etwa so wie indisches Englisch. Doch wir werden überherzlich im botanischen Garten begrüsst und vom Gärtner bis zum Zooangestellten erklärt man uns stolz und ausführlich welche Pflanzen, Tiere und so weiter es beim jeweiligen zu bestaunen gibt. Auf dem Platz, wo Reisende sicher stehen können, steht auch ein interkulturelles Pärchen welches seit vier Jahren am Reisen ist. Zuerst etwas skeptisch gegenüber den jungen Hippies öffnet sich die Dame mehr und mehr und gewinnt Vertrauen in die junge Dame und als ich auf die Frage, ob ich an Gott glaube nicht mit Nein antworte(zwar auch nicht direkt mit ja) ist der misstrauische Bann mir gegenüber gebrochen und wir finden den Draht zueinander. Plötzlich eröffnet sie mir ihren Glauben und erzählt mir von Jesus Weg und das jeder sein Kreuz selbst tragen muss. Doch es fällt mir schwer mit anzusehen, wie unterwürfig sie behandelt wird und wie ängstlich sie gegenüber ihrer Finanzbank ist. Böse Worte schluckt sie ohne weiteres, denn Gott wird ihre Aura im Himmel empfangen. Steph und ich verziehen uns später und machen uns auf den Weg, die Hauptstadt Paraguays zu erkunden. Die eine und andere Sehenswürdigkeit haben wir angeschaut, in einem Museum ein paar schöne Ausstellungsbilder von jungen Fotografen begutachtet und natürlich einfach die verschiedensten erhältlichen Produkte bestaunt. Freundlich wurden wir hin und wieder gefragt, ob man uns weiterhelfen kann oder dass wir hier an der Grenze zu den Slums, welche hier Zona Roja genannt wird, gut auf unsere Wertsachen aufpassen müssen. Die Stadt an sich hat uns nicht sehr gefallen, es fehlen ein paar gemütliche Fussgängerzonen zum flanieren oder ein paar Strassenkaffees zum draussen sitzen. Viel Hektik, Staub und dutzende von Strassenverkäufer stressen unser gemütliches Sein. Doch alleweil auch toll so was ab und zu mitzuerleben. Zurück von der Stadt schmeissen wir den Grill an, erfreuen uns am draussen sitzen und entrüsten uns ab der schrecklichen menschlichen Art unseres Nachbars. Hochfreundlich zu uns, verdammt beschissen zu seiner Frau. Dumm halt, dass ausgerechnet wir deutsch verstehen. Bring mir die Gabel, na dann hol doch den Löffel und mach dies und mach das. Wir gehen zu Bett, doch irgendwie lässt mich das Geschehene nicht schlafen. Es geht mich zwar nichts an, doch ich kanns nicht lassen und spreche die Frau am nächsten Tag auf das an. Was hast du getan, dass du so behandelt wirst? Was sagst du zu Gott wenn er dich am Himmelstor empfängt und dich fragt, ob du ein schönes glückliches Leben hattest? Wir diskutieren lange darüber und ich werde weiter über Gebete und gute und schlechte Aura aufgeklärt. Sie ist sich ganz sicher dass ihre Aura von Gott empfangen wird, doch sie hat Angst, dass seine zum Teufel kommt. Auf meine Frage am Himmelstor konnte sie mir keine Antwort geben. Doch sie trägt ihre Bürde mit der Kraft Gottes und akzeptiert ihr aktuelles Sein. Ich weiss, hier es ist besser nicht noch mehr Salz in die Suppe zu streuen, wünsche Ihr viel Kraft, schenke ihr einen Stein und wir verabschieden unsere kurze und intensive Begegnung mit den Worten: Vaya con Dios…Jeannine

 

22. – 24. August 2010

Nationalpark Ybicuy oder internationaler Grillabend mit viel Mate

 

Raus aus der Stadt und noch etwas von Paraguay sehen. Wir entscheiden uns für den etwas abgelegenen Nationalpark Ybicuy. Er liegt etwa vier Stunden unterhalb Asuncion und es soll schöne Wanderwege und Wasserfälle geben. Also kaufen wir noch für ein zwei Tage ein und machen uns dann auf den Weg in den Park. Die Landschaft die uns begegnet erinnert mich an „Unsere kleine Farm“ und die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit. Seit unserer Reise hat man uns mehrmals vor Paraguay und der Korruption gewarnt. Wenn die Polizei Lust hat, beschlagnahmt sie deinen Wagen und dann ist es einfach deren Auto. Dies und vieles mehr haben wir gehört. Auch dass der Zollbeamte Steph erklärte er dürfe den blauen Einfuhrzettel unter keinen Umständen aus der Hand geben, hat unser Gefühl nicht gerade besänftigt. Doch nichts dergleichen begegnet uns, ein paar neugierige Kontrollen der Polizei, hilfreiche und auskunftsfreundliche Tankwarte und lächelnde und winkende Menschen. Im Nationalpark angekommen stellen wir unser Lager auf und geniessen den menschenleeren Nachmittag in einem der noch wenigen suptropischen Regenwälder Paraguays. Trotz viel Mückenspray findet sich immer wieder eine freie Körperstelle und wir werden von Mücken gepickst und von Mini- Fliegen angefressen. Wir hoffen auf gute Sterne und dass das Denguefieber den Park noch nicht erreicht hat.

Der nächste Tag nehmen wir den Park genauers unter die Lupe und laufen einmal auf und einmal ab. Eine schöne Wanderung entlang dem Fluss, eine Begegnung mit einem Ameisenbär und ein hübscher Wasserfall waren die Attraktion des Nachmittags. Nur dass Ewige summ summ um die Ohren kann mit der Zeit ganz schön lästig werden. Zurück bei Mari hat sich mittlerweile ein argentinisches Pärchen eingefunden und wie soll es anders sein, trinkt man gemütlich einen Mate zusammen. Daraus werden drei vier und schliesslich wird das Feuer angezündet und gegrillt. Die sind auch einfach so chillig die Argentinier. Mate und Asado ist einfach ein Muss. Und da wir ja mittlerweile auch im Besitz sind von eigenem Mate-Geschirr können auch wir mit der Runde mithalten. Etwas später stossen noch, eine indische Französin und eine Österreicherin dazu, welche spontan entschieden haben eine Nacht im Park zu verbringen. Die leicht verrückten Frauen welche in einem Austauschjahr in Paraguay sind, haben aber weder Schlafzeug noch Essen mit da die Entscheidung ja auch extreeeem spontan war. Doch fürs Abwaschen werden sie bei uns herzlich aufgenommen, verpflegt, mit Schlafsäcken und mit Mückenspray versorgt. Wir verbringen wieder einmal einen tollen Abend am Lagerfeuer mit verschiedensten Kulturen und interessanten Gesprächen. Morgen geht’s für uns auch leider schon wieder weiter, Richtung brasilianische Grenze. Jeannine

 

24. – 25. August 2010

Besuch des singenden Felsen oder eines der grössten Wasserkraftwerke der Welt Itaipu

 

Riesige Schrauben, unzählige Kabel und Strommästen und Millionen von Knöpfen und Schaltern. Na dass ist zwar nicht gerade eine Materie die ich verstehe. Ich kann aus mehreren Weinflasche eine gute erahnen oder die Austerngabel von einem Kaviarmesser unterscheiden, aber warum das Kabel jetzt da hin führt und wie so viel Wasser es fertig bringt Strom in ein Kabel zu transportieren das strengt mein logisches Denken schon etwas an. Doch darum sind wir ja auch hier, einmal quer denken und zurück. Albert, der Papa Noel der gemeinsam mit uns auf dem Salar war, hat uns ja einen Reiseführer mit Karte für Paraguay ausgeliehen. Und uns ausdrücklich darum gebeten, dass wir ihm dann von dem grossen Wasserkraftwerk Itaipu, welches in der Sprache der Guarani singender Felsen bedeutet, berichten müssen. Tja gut, dann statten wir dem Ungestüm halt einen Besuch ab, damit wir dann Albert in Belgien Bescheid geben können, wenn wir ihm den Reiseführer vorbei bringen. Er will sich dann nächstes Jahr um die Erkundung Paraguays kümmern. Und das Kraftwerk ist riesig.

 

Die Nennleistung der insgesamt 18 Francis-Turbinen betrug bis 2004 12.600 Megawatt. Ab Anfang 2004 wurde die Anlage um zwei Turbinen erweitert; die Gesamtkapazität des Kraftwerkes beträgt seit Ende Oktober 2005 14.000 MW. Die beiden zusätzlichen Turbinen, geliefert und eingebaut von der Firma Voith Siemens Hydro Power Generation aus Heidenheim, dienen jedoch in erster Linie dazu, die Menge der erzeugten Energie konstant zu halten, wenn andere Turbinen aufgrund von Wartungsarbeiten abgeschaltet werden. Das Regelarbeitsvermögen bei einem Wasserdurchfluss von durchschnittlich 10.500 m³/s beträgt 95.000 Gigawattstunden jährlich. Der Statordurchmesser der Synchrongeneratoren beträgt 16 Meter. 2008 wurde mit einer Ausbeute von 94,68 Mio. Megawatt-Stunden die bis dahin höchste Realerzeugung eines Wasserkraftwerkes weltweit erreicht. ]Zum Vergleich: Der 2006 weltweit produktivste Kernreaktor Isar 2 lieferte 12,40 Mio. Megawatt-Stunden. Bereits zwei der 20 Turbinen haben bei voller Auslastung fast den gleichen Wasserdurchfluss (je 700 m³/s) wie die nahe gelegenen, imposanten Wasserfälle von Iguaçu.

 

He Töbu chunnsch drus? Hab ich gut aufgepasst nicht war? Hehe nein nein wo denkt ihr hin, dies ist ein Ausschnitt aus Wikipedia...

Ich weiss nur, dass der Bau damals ökologisch sehr umstritten war, dass 40000 Guarani Indianer umgesiedelt wurden, ein Zoo und ein Park für die umgesiedelten Tiere gebaut wurde, wo sie jetzt zu leben haben. Das ganze wurde natürlich bei der Präsentation nicht erwähnt, aber mich haben die riesigen Turbinen und die unglaubliche Wassermenge dennoch beeindruckt. Die es bleibt die ungeklärte Frage wie es aus soviel Wasser Strom für Brasilien und ganz Paraguay geben kann. (Aber das erklärsch du mir de sicher einisch chli genauer, gäu Töbu!)

Jeannine