Rückblick Nr. 28

 

19. – 27. Juni 2010

Kaffee selbst gemacht und ja es gibt sie tatsächlich, die berüchtigten Heimwehtage…

 

Viele Daheimgebliebene meinen ja, bei uns ist jeder Tag Action pur und das uns das Daheim geschehene nicht wirklich interessiert. Doch um auch euch einmal aufzuzeigen, dass es auch bei uns durchaus beschissene Tage gibt welche ich die Heimwegtage nenne, beschreibe ich euch mal, wie so einer aussieht.

Er fängt meistens schon früh morgens mit dem Morgenkaffee an. Wer mich kennt, weiss dass Kaffee für mich einen sehr hohen Stellenwert hat. Doch an einem Heimwegtag, ist entweder das Milchpulver flockig oder die gekaufte Milch sauer und der Kaffee ist hin. Darauf folgt meistens das erste Mal den Kopf anschlagen, weil die Kleiderkiste 5cm von ihrem ursprünglichen Platz verrutscht ist. Spätestens dann, wenn das frisch gekaufte Wasser aus dem 5 Liter Sack auch noch so stark nach Plastik schmeckt, dass es auch mit genug Eisteepulver nicht wegzukriegen ist, weiss ich, heute wird wieder einmal so ein Tag. Weiter geht’s schliesslich mit der Morgendusche, bei welcher Warmwasser kurz reicht um dich schön ordentlich einzuseifen, aber fürs anschliessende abwaschen leider nicht mehr, da das Gas gerade aus ist. Schlotternd suchst du dir dann deine Kleider im Bus zusammen und dabei schlägst du dir das zweite Mal den Kopf an genau dieser Kiste an, welche du vorher zu recht rücken wolltest. Mit Frühstück wird nichts, da das gestern gekaufte Gummibrot bereits Schimmel hat und so macht man sich ans Zusammenpacken für die Weiterfahrt. Die Strasse ist natürlich voller Schlaglöcher für welche man auch noch Gebühren eines Tagesbudgets hinblättern muss. Nachdem uns dann die vierte Polizeikontrolle ausgiebig gemustert hat, kommen wir schliesslich nach ein paar Umwegen hungrig und müde am Ziel an. Gesprochen wurde aufgrund der Explosionsgefahr relativ wenig, so dass man sich fürs Nachtessen relativ intensiv darüber unterhält ob man jetzt Teigwaren mit Tomatensauce mit oder ohne Thunfisch oder doch besser nochmals Pollo kochen soll. Denn viel mehr gibt das Geschäft nicht her. Als kleiner Lichtblick erhofft man sich, das eine oder andere Mail von Daheim, doch auch da ist relativ tote Hose angesagt. Tja etwas frustriert trottet man dann von dannen und auf dem Weg zurück stolpert man mindestens noch zweimal über unwegsame Absätze bis man sich schliesslich mit den seit drei Wochen juckenden und aufgekratzten Mückenstichen und einer ordentlichen Portion Heimweh ins Bett legt. Denn der morgige Tag wird bestimmt besser.

 

Solche Tage gab es wenig, doch es gibt und gab sie. Aber im Vergleich zu dem was uns jeden Tag begeistert ist es ein Klacks. Wir wurden also von Jan, einem Deutschen, auf seine Finca eingeladen. Kennengelernt haben wir uns im Reiseforum und seit Beginn unserer Reise sind wir in Kontakt. Jan ist es mitunter zu verdanken, dass wir nach Kolumbien reisten. Denn er hat uns über die Skepsis hinweg geholfen. So räumten wir auf unserer Route für einen Besuch auf der Finca ein paar Tage Zeit ein. Jan holte uns in La Plata ab, von wo es noch gut eine Stunde bis zur Finca ist. Und auch dieser Besuch mussten wir uns strassentechnisch erneut verdienen. Ziemlich ab vom Schuss, hoch oben in den Bergen steht Jans Finca, welche wir auch mit zweimaligem Anschieben der netten helfenden Händen erreichten. Unterwegs zur Finca hielten wir bei einer anderen Finca und wir durften unseren Begrüssungsdrink, Jugo de Caña, selbst pressen. Jugo de Caña ist ein Getränk welches aus Zuckerrohr gewonnen wird. Schnell ein paar Zuckerstangen mit der Manchete geschlagen und in den Presser gesteckt. Jan und Steph stiessen kräftig die Maschine an, so dass unten frischster Zuckerrohrsaft raus kam. Ein bisschen selbstgepflückte Limone dazu, fertig war unser Begrüssungsdrink. Tja, und mit handarbeit gings später auch gerade weiter. Damit man bei Jan einen guten Kaffee kriegt, darf man sich erst mal selbst am Prozess des Kaffees beteiligen. Mit ein paar getrockneten Kaffeebohnen gings zur Nachbarsfamilie, wo wir zuerst einmal in einem riesigen Mörser die Schale von der Bohne trennten. Anschliessend wurden die Schalen mithilfe eines gewöhnlichen Ventilators von den Bohnen getrennt. Die Bohnen wurden dann in einer Keramikschüssel auf dem Küchenherd nach eigenem Gusto geröstet. Auf dem Küchentisch wurde die Mahlmaschine installiert, wo wir dann die noch warmen Bohnen mahlen konnten. Hei roch das vielleicht gut. Noch bei der Nachbarsfamilie konnten wir den ersten selbst hergestellten Kaffee geniessen und uns noch lange mit der Familie unterhalten. So viel wie wir da über Kaffee gelernt haben, haben wir auf der bezahlten Kaffeetour nicht gelernt. Der zweite Tag bei Jan verbrachten wir gemütlich auf der Finca, konnten seine Plantagen besichtigen, die absolut tolle Aussicht geniessen und wir backten wieder einmal ein richtig leckeres Vollkornbrot auf dem Feuer. Jan hat Geschichte studiert und so waren die Gespräche lang und interessant und wir lernten einiges über Kolumbien, Spanien und der Weltgeschichte kennen. Jeannine

 

Auch hier mussten wir wieder Abschied nehmen. Doch bevor wir wegfahren durften, wurden wir im Garten von Jan’s Besino (Nachbarn) reichlich mit Früchten aus dem Garten beschenkt. Die Weiterfahrt war nicht sehr spektakulär. Unser nächstes Ziel hiess San Augustin. Dieses Dörfchen ist wegen der vielen Figuren weltbekannt. Diese Steinfiguren wurden als Portal vor Gräber gestellt. Über die Menschen und Kultur der Hersteller dieser Figuren weiss man bis heute nicht sehr viel. Wir wollten eigentlich im Hostal El Maco stehen, welches dem Schweizer Rene Suter gehört. Leider ist dieses Hostal auf einer Anhöhe gelegen, welche wir mit Mari nicht meisterten. So kamen wir auf Umwegen ins Hostal Maya (Mario und Yanni). Ein super freundliches und herzensnettes kolumbianisches Paar, welches fast alles tut, damit es Ihren Gästen gut geht. Es ist immer wieder toll in einem Hostal zu sein, wo man sich gut aufgehoben fühlt. Zudem sind die Gäste aus den verschiedensten Länder eine tolle Abwechslung. Wir schwangen uns einmal mehr in den Sattel und beritten mit einem Führer die Umgebung von San Augustin. Verschiedene Orte mit Figuren wurden uns gezeigt und auch erklärt. Interessant und merkwürdig zugleich. Den Archäologischen Park von San Augustin sahen wir uns im Anschluss an den Ritt auch gleich an. Auch hier gibt es viele Steinstatuen und Gräber aus dieser vergangenen Zeit zu betrachten. Nach drei Stunden Park, waren wir dann so müde, dass wir froh waren, im Hostal eine heisse Dusche und einen kühlen Jugo de Lulo geniessen zu können. Eigentlich wollten wir schon weiter, da wir aber hier gut aufgehoben sind und wieder eine gute Truppe zusammen sind im Hostal, beschlossen wir kurzerhand den wichtigen Fussballmatch der Schweizer gegen Honduras hier zu schauen. Leider waren die Schweizer nicht so erfolgreich und wir sind in der Vorrunde unglücklicherweise ausgeschieden. Wie so einige europäische Mannschaften… Steph

 

27.- 30. Juni 2010

Freudiges Wiedersehen mit Italien und wehmütiger Abschied Kolumbiens

 

Viel zu spät haben wir das Mail gesehen, dass sich unsere Italienerfreunde doch noch für Kolumbien entschieden haben und uns an der Küste überraschen wollten. Doch leider verpassten wir uns nur um wenige Tage und wir verabredeten uns stattdessen in San Augustin. Die Freude über das Wiedersehen war gross und wir entschieden uns ein paar Tage gemeinsam zu fahren. Die Strecke von Mocoa nach Pasto sei einer der schönsten Strecken Kolumbiens aber auch eine, die angeblich starke Nerven benötigt. Also machten wir uns gemeinsam um 7.00 Uhr auf um diese Strecke in Angriff zu nehmen. Und sie war wunderschön. Und sie war anspruchsvoll. Für 80 Kilometer brauchten wir Sage und Schreibe acht Stunden. Sozusagen im Schritttempo, fuhren wir diese Schotterpiste. Froh waren wir, dass es nur ein paar Flussdurchfahrten, dafür kein Schlamm gab. Da die Strecke vielfach nur einspurig befahrbar ist, gabs ein paar brenzlige Ausweichmanöver und da Mari meist kleiner war als die anderen Trucks, mussten wir auch meistens bis zur nächsten Ausbuchtung retour fahren. Dazwischen legten wir eine stündige Pause ein, da einem anderen Auto die Achse gebrochen war und natürlich niemand da vorbei fahren konnte. Also warteten wir gemeinsam mit den Einheimischen und plauderten ein bisschen während wir uns Kaffee machten. Manchmal könne so was auch zwei Tage dauern, meinten sie. Aber sie seien sich das ja gewohnt und hätten Hängematten und Vorräte dabei. Gut, dass auch wir unsere Betten und ein paar Vorräte dabei haben. Irgendwann gings dann doch weiter und es gab noch so einige Erdrutsche, Bausstellen, Flüsse und Schotterschlotter zu überwinden. Leider zeigte sich auch das Wetter nicht von seiner besten Seite, dass wir nicht all zu viel von der Umgebung mitbekamen. Doch wenn es mal kurz aufhellte, konnten wir einen kurzen Blick auf die schönen Berge mit ihren Canyons erhaschen. Schon bereits eingedunkelt erreichen wir die Laguna la Cocha, wo wir bereits schon einmal übernachteten und damals die beiden aus Cali kennen gelernt haben. Somit genossen wir unsere letzte Nacht da, wo wir vor sechs Wochen unser Kolumbienabendteuer begonnen haben. Hier nehmen wir schwerem Herzen Abschied von dem Land, welches auf unserer Liste als Nummer 1 ganz oben steht, wo wir die meisten Einheimischen kennen gelernt haben, wo wir am herzlichsten Empfangen wurden, wo wir am meisten Hilfe bekommen haben, wo wir die meisten Einladungen erhielten und wo wir die Schönheit der Natur nur viel zu kurz geniessen konnten. Denn leider haben in einigen Regionen immer noch die Para-Militärs und die Guerillas das Sagen und wir entschieden uns daher, gegen einen Amazonastrip in Kolumbien. Und wir wünschen uns, dass in Zukunft mehr über die Schönheit dieses Landes und die Hilfsbereitschaft der Menschen in Europa gesprochen wird. Wir werden jedenfalls ganz fest dafür einstehen. Jeannine

 

 

Rückblick Nr. 27

11. – 16. Juni 2010

Die Nächte werden kühler die Gemüter dafür wärmer…

 

Ja, es wird kühler umso südlicher wir kommen. Wir wechseln unsere Sommergarderobe etwas widerwillig gegen Flies und Jeans ein. Einen kurzen Übernachtungsstopp legten wir in der unspektakulären Stadt Valledupar ein. Vorbei an Palmenplantagen und wunderschönen Fincas entschieden wir uns wieder einmal für eine Abkürzung. Kurz im Dorf nach der Piste gefragt sagte man uns, sii sii la ruta es muy bueno. No problemo. Dem schenkten wir natürlich unseren Glauben und ja, eigentlich hätten wirs ja besser wissen müssen. Fast jede Abkürzung die wir bisher auf unserer Reise einlegten, entwickelte sich schliesslich zu einem kleinen Desaster. Anstelle der gedachten Stunde, hatten wir sage und schreibe fast vier. Wir fuhren mehr in einem ausgetrockneten Bachbeet als auf Piste. Aber landschaftlich hat sich die Strecke trotz Regenschauer gelohnt. Ziemlich geschüttelt kamen wir schliesslich in Arcobuco an, wo die Strasse zu unserer Freude wieder asphaltiert war. Kaum auf der Strasse, deuteten uns die Einheimischen einen Platten. Ahh jetzt war uns auch klar, woher der Knall unterwegs gekommen ist. Sofort auf der Plaza still gehalten machte sich Steph ans flicken. Komisch, aber irgendwie waren wir sogar etwas stolz auf unseren ersten Platten nach 30000 km. Fast das halbe Dorf hatte sich um uns versammelt und schaute Steph beim flicken zu. Als ich mich auf die Suche nach einem erfrischenden Bier machen wollte, entdeckte ich es. Es stand direkt neben uns und sagte nichts. Das Swiss Gourmet Restaurant. Von weitem liess mir die Züpfe und der Käse das Wasser im Mund zusammenlaufen. Tja und so lernten wir den Schweizer Roman kennen, welcher seit acht Monaten dieses Lokal führt. Spontan wurden wir zum Znacht eingeladen und schliefen und parkierten bei ihm privat. Wie geil ist dass denn? Bei bestem Käse, super Wurst und Aufschnitt und selbstgemachter Züpfe liessen wir uns verwöhnen und genossen die Heimatgefühle. Da ja Samstagabend war, ging’s wieder einmal in den Ausgang. In der Dorfkneipe verbrachten wir einen gesüffigen Abend mit genug Bier und blamierten uns wieder einmal beim Salsa tanzen. Den Einheimischen wurde wieder einmal bestätigt, dass wir Europäer einfach keinen Hüftschwung besitzen. Auch nach mehreren erfolglosen Lektionen der Einheimischen konnten wir den schnellen Schritten nicht Stand halten. Doch gelacht haben wir selten soviel und noch am selben Abend entschieden wir, eine alkoholfreie Woche sei dringend nötig.

Der nächste Tag führte uns nach Ville de Leyva, das Gstaad in Kolumbien. Meine Güte, hier steckt aber Geld, welches auch immer, drin. Nobelste Fincas verteilten sich auf riesigen Grundstücken. Als wir schliesslich ein kleines Hügelchen zum Hostal hochfahren wollten, gab Mari den Geist auf. Zuviel der Platten, zuviel die Schotterpiste. Wohl oder übel mussten wir uns vom Jeep des Hostalsbesitzer hochziehen lassen, da Feiertag war und eh kein Mech am arbeiten war. Der Tag darauf verbrachten wir im Internet, in der Waschküche und unter, im oder hinter dem Auto. Spät Nachmittags kam schlussendlich doch der Mech und entführte mir die beiden. In der Zwischenzeit kam die Clique des Hostals vom Wandern zurück und brachte fast fünf Kilo Fleisch und acht Flaschen Aquardientes für das abendliche Grillfest mit. Ein paar Stunden später kam Steph mit Mari zurück und sogar den Hügel hoch. Tja die Zündkerzen sind nun gewechselt, dafür ist der Wassertank unterwegs abgefallen. Naja wenns weiter nichts ist. Mittlerweile lief auch das Grillfest in vollem Gange und es wurde eifrig gefeiert, mit Spanien fürs morgendliche Spiel gefightet und natürlich Aguardientes getrunken. Unsere alkoholfreie Woche wurde auf Morgen verschoben und somit endete der internationale Abend ziemlich flüssig, lustig wie noch nie und mit einer Panadol zum Frühstück.

Gemeinsam mit Dani einem Schweizer und Jorge einem Spanier standen wir dann pünktlich um 9.00 im Aufenthaltsraum um uns das erste Fussballspiel anzusehen. Während dem Spiel wurde gejohlt, halbnackte Runden ums Hostal gedreht, Dani trank beim 1:0 das erste Bier zum Frühstück und für den Spanier ging der Tag so beschissen weiter, wie er angefangen hat. Der restliche Tag kümmerte sich Steph um den Wassertank, ich um die Wäsche und ums Shopping und für den Abend wurden Zutaten gekauft um gemeinsam mit der Hostalbesatzung, Pizza zu machen. Ein für allemal wurde die Alkoholabstinenz auf den nächsten Tag verschoben, jedoch fielen diverse Trinkorgien bei einigen weniger heftig aus als am Vorabend. Ausser der Spanier, der hat sich aus nachvollziehbaren Gründen den Rest gegeben. Zu oft wurde er von uns Schweizern hochgenommen und Kopfschmerzen hatte er ja ohne hin. Jeannine

 

16. – 19. Juni 2010

Besuch der Salzkathedrale in Zipaquira und der Hauptstadt Bogota

 

Unser nächstes Ziel heisst Bogota, wieder einmal eine Hauptstadt. Vorher machen wir aber noch einen kurzen Stopp in Zipaquira und statten der Salzkathedrale einen Besuch ab. Spät nachmittags erreichen wir die Kathedrale und dürfen uns vor dem Museum für die Nacht platzieren. Bei einer einstündigen Tour erfahren wir dann vieles über die Arbeit in einer solchen Salzmiene. Die ganze Kathedrale ist schön ausgeleuchtet und mit dem Weg Jesus bis zu seiner Kreuzigung dargestellt. Die Vorstellung, dass die Kathedrale innen weiss ist mussten wir dann sehr schnell knicken. Dennoch war es ein eindrückliches und spannendes Erlebnis.

Der Morgen darauf erwachten wir von Kinderstimmen welche rund um uns zu hören waren. Als wir die Schiebetür öffneten, stand eine ganze Schulklasse vor uns und löcherte uns mit Fragen über Fragen. Als dann alle mal im Bus sitzen durften und wir ihnen auf unserer Weltkarte gezeigt haben, dass Suiza nicht neben Venezuela liegt, bekamen wir noch Kaugummis geschenkt und wir verabschiedeten uns von den vielen uns anstrahlenden Kinderaugen. Wir entschieden uns für dieses Mal, nicht nach Bogota reinzufahren, sondern ein paar Dörfer weiter draussen nach einem Übernachtungsplatz zu suchen. Gesagt, getan fanden wir in einem Parquadero (ein bewachter Parkplatz) Unterschlupf und der Chef kümmerte sich persönlich um uns. Wir kamen uns wie exklusive Gäste vor als er uns in seinem Büro empfing, uns seinen privaten WC-Schlüssel überreichte und wenn wir wollen, können wir sogar seinen Computer benutzen. WAU, und das alles auf einem Parkplatz welcher uns drei Franken kostet. Noch am selben Tag machten wir uns mit dem öffentlichen Bus auf in die Stadt Bogota. Im Goldmuseum war schon lange einen Besuch geplant, welcher wir dann auch mit fast zwei Stunden taten. Dies war vielleicht schön. Verschiedene Goldstücke welche in Gräbern der Indios gefunden wurden, sind ausgestellt. Verschiedenste Kulturen fertigten verschiedene Figuren und Formen an, zum Teil so filigran, dass man kaum glauben kann, dass dies Handarbeit ist. Das Highlight war dann der Showroom, welcher mit authentischer Musik und Beleuchtung über 8000 Stücke präsentiert. Einfach toll. Anschliessend schlenderten wir noch ein bisschen in der Stadt rum, besorgten noch dies und das und konnten noch die spektakuläre, meiner Meinung nach leicht übertriebene Wachablösung des Präsidentenpalastes mitverfolgen. Jeannine

Rückblick Nr. 26

31. Mai – 2. Juni 2010

Die Stadt hinter der Mauer oder spontan sein, ist super

 

Wir kamen irgendwann am späteren Nachmittag bei strömendem Regen in Cartagena an. Auch hier mussten wir nach einer geeigneten Unterkunft für uns suchen. In den Städten ist das immer ein bisschen problematischer, da Mari auch irgendwo untergebracht werden muss. Für uns vier (ja, Iris und Monika sind noch dabei) fanden wir in einem gemütlichen Hostal ein 4-Bett Zimmer und für Mari einen Parquadero um die Ecke. Für beide Unterkünfte konnten wir einen guten Preis aushandeln. Am nächsten Tag machten wir uns etwas spät auf zur Stadtbesichtigung. Mit dabei war nun auch noch Steijn, ein Holländer der in Frankreich lebt und Deutsch spricht. Ihn lernten wir bereits in Salento kennen. Wir schafften einen grossen Teil der Stadt anzusehen, bis dann der grosse Regen einsetzte. Wir entschlossen uns ins Hostal zurückzugehen um zu entscheiden, was wir mit dem angefangen Tag noch anstellen sollen. Nachdem wir uns aus unseren pitschnassen Klamotten befreit hatten, entschlossen wir, den Tag mit lesen, internetlen und Nichtstun fortzusetzen. Der Rest des Tages verging schnell und nachdem wir unsere knurrenden Magen gefüllt hatten, fielen wir ziemlich früh ins Bett.

Der nächste Tag sollte für den weiteren Teil der Stadtbesichtigung dienen. Als es aber schon kurz nach dem Frühstück angefangen hat zu regnen, entschlossen wir uns, unsere Reise spontan fortzusetzen. Toll, wenn man zu viert so spontan entscheiden kann! Wir fuhren also Richtung Taganga. Das Tauchparadies Kolumbiens, sagt man. Unterwegs, kam dann die nächste spontane Entscheidung des Tages. Der Vulcano Totumo. Dieser 15 Meter hohe Erdhaufen der wie ein Vulkan aussieht, ist mit Schlamm gefüllt. Dieser Schlamm kommt aus 2500 Metern Tiefe und enthält viele Mineralien. Wikipedia: Die Entstehung von Schlammvulkanen geht in vielen Fällen auf so genannten „kalten Vulkanismus“ zurück (der eigentlich kein Vulkanismus im engeren Sinne ist, sondern geologisch ‚Diapirismus‘ genannt wird), indem aufgeschlämmtes tonreiches Sedimentgestein aufgrund seiner relativ geringen Dichte und der Quellfähigkeit der Tonminerale in der Erdkruste aufsteigt. Voraussetzung für diesen Vorgang ist meist eine schnelle Sedimentation von tonigen Ablagerungen in Verbindung mit unter Druck stehendem Wasser. Das Aufsteigen von mit Wasser übersättigtem Sediment ist oft an Schwächezonen in der Erdkruste gebunden, die in Gebieten tektonischer Kompression entstehen.

Wir genossen eine tolle Massage und fanden das Feeling der Schwerelosigkeit in dem Schlamm lustig. Danach gings weiter, auf nach Taganga, damit wir noch ins türkisblaue Nass hüpfen konnten. Dachten wir. Wir wurden aber durch verstopfte Strassen, in Barranquilla war Pokalendspiel und durch eine gesperrte Brücke, weil Irgendwie demonstriert wurde, um Stunden zurückgeworfen. So kamen wir erst als es schon dunkel war in Taganga an. Die im Reiseführer empfohlenen Hostals waren nicht nach unserem Gusto und so fanden wir ein tolles und günstiges auf eigene Faust. Hier stehen wir nun und werden uns ein paar Tage Urlaub gönnen. Was wir im Urlaub erleben und wie lange wir Urlaub machen, davon das nächste Mal… Steph

 

3. – 11. Juni 2010

Entlang der karibischen Küste begleitet von heissen Nächten, heisse Rhytmen und den weltbesten Fruchtdrinks…

 

Nun sind wir da, am offiziellen Ziel unserer Reise, welches sich unterwegs entwickelt hatte. Das karibische Meer. Zudem befinden wir uns am nördlichsten Punkt Südamerikas, am Cabo de la Vela. Somit sind wir vom südlichsten bis an den nördlichsten Punkt Südamerikas gefahren. Ein stolzes, glückliches und gleichzeitig auch ein wenig ein trauriges Gefühl. Wir sind da, da wo wir uns seit Monaten darauf gfreut haben endlich zu sein. Seit Dezember sind wir konstant immer Richtung Norden gefahren. Und was wir auf dem Weg hier hoch, alles erlebt haben. All diese Gefühle, diese Begegnungen, diese Momente, nein, dass kann man unmöglich in Worte fassen.

 

Tja und die letzte Woche war wieder mal ereignisreich wie immer. Zuerst gönnten wir uns in Taganga, dem Tauchspot der karibischen Küste ein paar Tauchgänge. Steph freute sich schon lange darauf und mir war aufgrund der letzten Taucherfahrung noch etwas flau im Magen. Nachdem wir Iris und Monika verabschiedeten, machten wir uns auf, in den von Deutschen, sehr professionell geführten, Tauchshop Poseidon um uns über die Dives zu informieren. Tja da alles vom Boot aus gemacht wird, entschied ich mich es nochmals zu versuchen. Also gings am nächsten Tag um 08.00 Uhr los. Glücklicherweise war das Meer sehr ruhig und ich konnte auf die Einnahme von Medis verzichten und wir genossen zwei sehr schöne Tauchgänge und waren positiv von der Unterwasserwelt Kolumbiens überrascht. Wir waren eine buntgemischte, lustige Tauchgruppe und wir freuten uns auf die weiteren Tauchtage. Dennoch entschied ich mich, einen Pausentag einzulegen und schickte Steph am nächsten Tag ohne mich los. So genoss ich wieder einmal einen Tag für mich, schlürfte den ganzen Tag die weltbesten Lulo-Jugos, liess mir von der Hostal-Besitzerin einen Bikini schneidern und freute mich umso mehr zu erfahren, dass es am nächsten Tag mit dem grossen Schiff auf Tour geht. Ich mag grosse Schiffe viiiel lieber als kleine. Es schaukelt etwas weniger und der Platz für das ständige an und ausziehen der Tauchausrüstung war etwas komfortabler. Mit lauter karibischer Musik und rasendem Tempo fuhren wir also sonntags in den Nationalpark Tayrona und sahen den schönen Park von Meeressicht aus. Die Verpflegungspause wurde dann auch auf eine wunderschöne türkisfarbene Bucht gelegt, so dass wir uns fühlten wie im siebten Himmel. Auch an diesem Tag wurden wir mit einer Farbenpracht und einer kreativen und malerischen Unterwasserwelt belohnt. Zurück beim Hostal widmeten wir uns unseren neu gewonnenen Freunden, den vier Kindern der Hostalbesitzerin, und spielten gemeinsam über Viergewinnt zu Backgammon bis zu Mühli unser sämtliches Spiele-Repertoire durch. Die grösste Freude hatten sie allerdings an den Spielen auf dem Laptop und dem Handy, was wir ihnen aber jeweils nur kurz zugestanden. Zu unserer Überraschung tauchten am Sonntagabend Maria und Ingo auf. Wir wussten, dass sie irgendwo auf dem Weg an die Küste sind, jedoch nicht genau, wann sie genau wo sein wollten. Gemeinsam mit den beiden waren wir auf dem Machu Picchu und wir freuten uns riesig, die beiden wieder zu sehen. Sie haben uns auch geröstete Ameisen-Ärsche mitgebracht vom Süden Kolumbiens welche natürlich von allen Anwesenden betrachtet und probiert wurden. Soll angeblich wie Erdnüsse schmecken, denn ich verzichtete diesmal auf diesen Genuss. Wir kommen ja da unten nochmals vorbei, dann überleg ich mir dies dann vielleicht noch mal. Am nächsten Tag machten wir uns zu fünft, wir nahmen noch Omar, einer der Jungs der Hostalbesitzerin, auf zum Strand. Gemeinsam chillten wir den ganzen Tag am Strand und verbrachten die Stunden mit Jugos schlürfen, Schnorcheln und über die Zukunft philosophieren. Da kam unter anderem auch die Idee auf, nochmals ein paar Tage gemeinsam die Strassen unsicher zu machen und hierher, zum Cabo de la Vela zu fahren, der nördlichsten Punkt Südamerikas. Gesagt getan fuhren wir der Küste entlang in Richtung venezuelanische Grenze. Umso näher wir der kamen, umso günstiger wurde das Benzin. Überall an den Strassen sah man Kanister und PET-Flaschen mit Benzin stehen. Selbst an der Tankstelle wo wir hielten, wurde nicht von der offiziellen Zapfsäule getankt. Also tankten wir spottbillig Tank und Kanister voll, für den Trip durch Wüste und Sand. Ja genau, wir wagten wieder einmal das Abendteuer, wie immer wenn wir mit Ingo und Maria unterwegs sind und trotzten den Worten der Einheimischen. Der Weg ans Kap sei nur mit Allrad zu erreichen, die Wege seien so verwirrend, wir würden verloren gehen. Wir sollten uns lieber einen Guide nehmen etc. Immer im Hinterkopf, wenns nicht mehr geht, müssen wir halt umkehren. Aber es ging. Zu unserem Glück war der Boden relativ fest, die Wege fuhren wir nach gut Glück und gut Dünken, und waren froh, dass die Schlamm-Spuren von der Hitze bereits festgetrocknet waren. Hoffend, dass die Regenzeit etwas früher ist, als geplant. Dafür wurden wir mit einem traumhaften Sandstrand und türkisfarbenem Meer belohnt wo sich nur ab und zu ein paar Gesichter hin verirren. Hier sitzen wir nun, nehmen Abschied von der traumhaften Karibikküste in einem traumhaften Land, von Ingo und Maria, vom Duft des warmen Meeres und von der Fahrtrichtung Norden. Morgen geht’s nach Süden.

Morgen, ja morgen geht’s auf den Heimweg. Jeannine

Rückblick Nr. 25

17.- 21. Mai 2010

Bienvenidos a Columbia oder frisch verheiratet

 

Wir reisten also an diesem Montag, dem 17. Mai, in Ecuador aus und in Kolumbien ein. Beides war eigentlich recht einfach. Die ecuadorianischen Grenzbeamten fuchtelten zwar mit Messer um sich, während sie die Chassisnummer suchten, aber sonst ging alles gut. Die kolumbianischen Beamten nahmen alles sehr genau und kontrollierten ihre geschriebenen Daten dreimal, bis ich dann meine Unterschrift geben musste/konnte. Nun sind wir also in Kolumbien. Bienvenidos. Unseren ersten Halt machten wir in Pasto. Vergebens suchten wir ein Hostal indem wir mit Mari übernachten konnten. Und zu allem hinzu, war an diesem Montag auch noch ein Feiertag (irgendeine Virgin de Santa Dingsbums) und somit hatten fast alle Geschäfte geschlossen. Geschäfte wären uns ja noch egal gewesen, aber auch fast alle bewachten Parkgelegenheiten der Stadt waren geschlossen. Zum Schluss kam dann (nennen wir ihn Angelo) mit uns mit und wir fanden einen bewachten Parkplatz. Da wir den ganzen Tag relativ wenig gegessen hatten, gönnten wir uns am Abend ein Besuch im Restaurant. Ein relativ unspektakulärer Besuch einer unspektakulären Stadt. Am nächsten Morgen besorgten wir uns Strassenkarten für Kolumbien und machten uns auf den Weg zur Laguna La Cocha. Nur 25 Kilometer von Pasto entfernt wollten wir an dieser Laguna einen gemütlichen Tag verbringen. Nach einigem suchen fanden wir dann, gegen Konsumation im Restaurant, auch einen tollen Stellplatz direkt am See. Wir genossen den Nachmittag bei bedecktem Himmel und chillten ein wenig. Dazwischen kam ein junges kolumbianisches Pärchen und fragte uns, ob sie Fotos von Mari machen dürften. Die Frage beantworteten wir, wie immer, mit „Si, porfavor, no problemo“. Und schon kamen wir ins Gespräch. Die obligaten Fragen der beiden, von wo wir kommen und wie lange wir denn schon unterwegs sind und wann wir denn was wer wo, beantworteten wir con mucho Gusto und so wurde aus einem Small- Talk, eine Verabredung zum gemeinsamen Nachtessen. Maritza und Oscar kommen aus Cali und haben am 16. Mai geheiratet und sind nun in den Flittertagen. Wir verbrachten einen tollen Abend zusammen und wir durften Aguadientes (Zuckerrohrschnaps) und Panela mit Käse (heisses Zuckerrohrgetränkt mit Käsestückchen) probieren. Eigentlich wollten Maritza und Oscar uns am nächsten Tag zum reiten einladen, aber weil wir bis in das 300 Kilometer entfernte Popayan fahren wollten, schlugen wir die Einladung wehmütig aus. Die Strecke Pasto- Popayan soll ungefähr 5 Stunden dauern. Mit einem PW versteht sich. Wir rechnen dann immer noch etwa 3 Stunden hinzu. Wir fuhren also um neun los und Jeannine musste wieder mal kräftig anschieben, damit wir den Berg hochkamen. Am Morgen meistert Mari solche Sachen noch nicht (oder nicht mehr?). Nun gut…Nach diesen Startschwierigkeiten ging es dann Richtung Popayan und nach geschätzten 5348 Kurven und einigen Tal runter und Tal rauf Fahrten kamen wir nach 7 Stunden in Popayan an. Hier mussten wir uns auch wieder ein Hostal und einen bewachten Parkplatz suchen. Beides klappte gut und so werden wir Morgen, die „Ciudad blanca“ von Kolumbien etwas erkunden.

Wir liefen uns die Füsse platt….nein ganz so schlimm wars nicht, aber es wurden doch einige Strassen und Gassen auf und ab gegangen. Popayan hat viele Kirchen, Museen und alte Gebäude, von denen wir ein paar besichtigten. Nach dem Mittagessen gingen wir zurück ins Hostal und informierten uns noch ein wenig über den weiteren, möglichen Verlauf unserer Reise Richtung Karibikküste. Währenddessen haben sich Oscar und Maritza bei uns gemeldet und uns fürs Wochenende zu Ihnen nach Cali eingeladen. Diese Einladung haben wir nun angenommen und sind gespannt, was an diesem Wochenende in Cali alles so passiert…Steph

 

21.- 24. Mai 2010

Mi Casa es su Casa oder Einblick ins Leben der Caleñas

 

Wir sind also in Cali und das sich Treffen hat bestens geklappt. Da wir Oscar und Maritza versprochen haben, für sie ein typisch schweizerisches Essen zu kochen, besorgten wir uns die Zutaten für ein Geschnetzeltes mit Rösti. Alles kein Problem hier, denn hier gibt’s wieder einmal ein Carrefour. Hier holten uns auch die zwei mit der von uns geschenkten Schweizerfahne ab.

Unterwegs legten wir noch einen Stopp ein, um „Cholado“ zu „ess-schlürfen“. Das ganze wird ganz einfach am Strassenrand in einem Partyzelt auf Plastikstühlen abgehalten. Das Fahrzeug stellt man einfach auf der Strasse ab. Mittlerweile hat es schon eingedunkelt und ich musste mich danach ziemlich auf den Feierabendverkehr konzentrieren. So, dass ich gar nicht gemerkt habe, dass wir unsere 25000 Kilometergrenze erreichten. Foto gibt’s also keins, aber eine tolle Erinnerung, die wir mit diesen 25000 Kilometer verbinden. Wir durften uns also im 5. Stock bei Maritza und Oscar einquartieren. Die beiden sind wirklich ganz stolz und erfreut, dass sie uns zu Besuch haben. Wir machten uns also daran, das Abendessen zu kochen und so verging der Abend relativ schnell und gemütlich. Eines sei noch gesagt. Die beiden sprechen kein Englisch und so wird die ganze Kommunikation in Spanisch abgehalten und….wir werden verstanden und wir verstehen!

Samstag sollte der Tag der Erlebnisse werden. Da Oscar auch am Samstag arbeiten muss, kümmerte sich Maritza rührend den ganzen Morgen um uns. Zuerst gab es authentisches Frühstück. Danach gab uns Maritza einen Grundkurs in Salsa und Bachata, damit wir uns am Abend im Ausgang nicht allzu sehr blamieren. Anschliessend machten wir uns auf für eine Stadtbesichtigung. Unterwegs durften wir noch einen frisch gepressten Zuckerrohrsaft mit Limone probieren und zum Mittagessen gab es einen Riesenteller voll mit leckeren einheimischen Sachen. Da Mittagessen hier nicht gleich Mittagszeit ist, kam Oscar, kurz nachdem wir mit essen fertig waren, von der Arbeit dazu. Zu viert machten wir uns auf ins Zentrum von Cali. Da tanzt der Bär! Die Frauen übten sich im Shopping und die Herren schauten dem bunten Treiben zu. Mit kurzzeitigen Müdigkeitserscheinungen setzten wir uns in ein Taxi und fuhren zu einem Café. Dort kredenzten wir kolumbianischen Kaffee. Mmmmh endlich lecker Kaffee! Nun war es Zeit die Stadt vom Berg aus zu betrachten. Rein in ein Taxi und rauf auf den „Berg“. Es war dann ein Hügel Vergleichbar mit dem Berner Hausberg Gurten. Da ja alles so toll ist hier, wurde auch kurzerhand extra auf diesem Berg ein Konzert für uns organisiert. Natürlich mit vielen Zuschauer und Mittänzer. Oberhalb wurde zudem in einer der ältesten Kirchen von Cali eine Hochzeitszeremonie abgehalten was sich die Frauen von der Nähe ansehen mussten. Daneben wurden in einem Mini- Amphitheater, Comedygeschichten erzählt. Und wir waren mittendrin! Damit wir wieder etwas Adrenalin im Körper hatten, rutschten wir zwischendurch schnell mit einem Haufen Kinder auf Getränkekisten eine Strasse herunter. Spass pur, für erwachsene Kinder! Steph

 

Erst um ca. 21.30 sind wir zurück in der Wohnung, bestellten beim Fast-Foodstand noch supertolle Hamurguesas und dann wurde für den Ausgang gestylt. Bei den Männern ging das relativ einfach, wir, die Frauen hatten es ein bisschen aufwändiger. Die Frauen hier in Cali sind alle super herausgeputzt und sehen alle toll aus. Cali ist die Stadt der Schönheitsoperationen. Von Jennifer Lopez bis Madonna haben sich hier noch einige mehr spritzen lassen. Und die Frauen haben unglaublich üppige Busen, Hintern und Lippen welche vor allem Steph aber auch mich zum Hinkucken verführt.

Maritza hat mich in Sachen Styling rund um beraten und ich habe doch tatsächlich das erste Mal seit Anfangs der Reise in die Schminktasche gegriffen. Also gings los und wir fuhren erneut mit dem Taxi durch die Strassen. Angekommen im Salsa-Schuppen wurde zuerst einmal eine Flasche Aguadientes (Schnaps) bestellt und damit die Frauen noch was zum Nachspülen haben noch Gingerale. Oscar belehrte dabei, dass es ausschliesslich den Frauen gegönnt sei, nachzuspülen. Tja dann war es soweit und wir mischten uns unter die Hüfte schwingenden Kolumbianer/innen. Solange Oscar und ich und Maritza und Steph ein Team abgaben, fiel die fehlende Hüftbewegung nicht all zu sehr auf. Aber wenn keines von beiden weiss, wie jetzt schon wieder, steht man etwas verloren da. Doch die tanzende Menge hat und mit Lächeln aufgenommen und so verbrachten wir eine tanzende und trinkende Nacht zwischen heissen Rhythmen und heissen Kolumbianer&KolumbianerInnen…

Jeannine

 

24.- 27. Mai 2010

Wachspalmen, Berge und Kühe oder neue Bekanntschaften

 

Der Abschied von Maritza und Oscar war schwerer als wir gedacht haben. Die beiden sind uns in kurzer Zeit ziemlich ans Herz gewachsen. Und da wir nicht wissen, ob und wann wir sie noch einmal sehen werden, taten wir uns schwer einander zu verlassen.

Wir fuhren Richtung Norden und änderten unser eigentliches Ziel Perreira ganz spontan unterwegs. Salento heisst der Ort an dem wir die nächsten Tage verbringen. In Salento und Umgebung wird der beste Kaffee Kolumbiens hergestellt; sagen sie. Und diesen besten Kaffee wollen wir nach langem Entzug nun probieren. Die Anfahrt nach Salento führt durch schöne, sattgrüne Täler. Fantastisch! In Salento angekommen, regnete es wie aus Kübeln. Die Strassen verwandelten sich in Minutenschnelle in kleine Bäche und wir waren froh, dass wir das in unserem Reiseführer herausgesuchte Hostal „Plantation House“ schnell gefunden haben. Für den nächsten Tag entschieden wir uns, gemeinsam mit drei Mädels aus dem Hostal, für eine Wanderung im Cocora Tal. Ein Tal, welches es wahrscheinlich nur einmal auf dieser Erde gibt. Hier schiessen Wachspalmen, die Nationalpalme Kolumbiens von fast 60 Metern, in die Höhe. Eindrücklich! Normalerweise verbindet man den Anblick von Palmen mit Sonne, Meer und Strand. Hier stehen sie am Berghang im Nebelwald, inmitten von grünen Wiesen, auf welchen Kühe weiden. Die Wanderung war landschaftlich toll und wir lachten viel mit der lustigen Mädelsgruppe.

Zurück im Hostal machten wir mit Iris, Monika und Mira unser Mittagabendessen. Iris und Monika sind aus Wien und waren als Volontairinnen in Ecuador und reisen nun bis zur Küste Kolumbiens und dann wieder zurück nach Ecuador. Mira ist seit drei Monaten unterwegs und macht eine Around- the World- Reise. Seit wir in Kolumbien unterwegs sind, lernen wir wieder etwas vermehrt Reisende kennen. Der Grund dafür besteht darin, dass wir uns entschieden, hier aus Sicherheitsgründen in Hostals, bei Tankstellen oder sonst bewachten Plätzen zu stehen. Dies gilt für die Nacht. Sicher fühlen wir uns hier sehr. Kolumbien ist ein sehr tolles Land. Von Unsicherheit überhaupt keine Spur (Houz alänge!). Auf den Strassen stehen überall Polizei und Militärkontrollen, welche der Prävention dienen. Wir werden ab und zu mal angehalten, aber nicht um einer Kontrolle unterzogen zu werden, sondern um ein bisschen zu plaudern und um unseren Bus zu bestaunen. Aber nun zurück nach Salento und dem Kaffee. Im Hostal gibt es Kaffee, soviel man mag. Dieser Kaffee ist von der hauseigenen Plantage und schmeckt wirklich gut. Endlich wieder einmal guter Kaffee! Diese hauseigene Kaffeeproduktion kann man seit kurzem auch anschauen und dies wollen wir heute tun. Eigentlich sollte es um 10.30 Uhr losgehen. Da der Regen aber um 10 Uhr noch ziemlich heftig war, entschieden wir uns, erst um 14.30 Uhr die Tour mitzumachen und hofften, bis dahin besseres Wetter zu haben. Und da es auf unserer Reise den Luxus gibt, gewisse Sachen spontan zu verschieben, so war es auch heute so. Zudem bekamen wir heimischen Besuch. Claudia und Ernesto (www.frogtours.ch ) hatten von zwei Amerikanern gehört, dass in Salento ein oranger VW Bus mit Schweizer Kennzeichen steht. Da sie auf ihrer nun doch schon 7-monatigen Reise noch keine Schweizer mit eigenem Fahrzeug getroffen haben, suchten sie uns spontan im Hostal auf. Eine coole Begegnung! Wir quatschten und quatschten und merkten gar nicht wie schnell die Zeit verging. Auf einmal herrschte Aufbruchstimmung zur Kaffeetour und wir machten mit Claudia und Ernesto kurzerhand aus, später zusammen zu Abend zu essen. Sie standen ja nur 4 Kilometer weiter unten auf einem Camping. Die Kaffeetour war schön von der Plantage her, jedoch benoteten wir den Informationsstoff sowie der total zugekiffte Guide als ungenügend. Steph und Jeannine

 

27. - 31. Mai 2010

„Wie lautet der Titel vom nächsten Kapitel…“ (Sportfreunde Stiller)

oder

Ein Stück Weg aus unserer Sicht

 

Nachdem wir in Salento zwei Tage mit Jeannine und Steph verbracht haben, wagten wir die Fragen aller Fragen zu stellen, ob wir ein Stückchen mit dem coolen VW Bus mitfahren dürften. Binnen Sekunden war alles geklärt und sie sich einig: wir waren gerne willkommen. Am nächsten Morgen machten wir uns gemeinsam auf den Weg Richtung Medellin und unser Traum mit einem VW Bus zu reisen ging in Erfüllung. Der ganze Tag im Bus verging mit den Sportfreunden Stiller und unseren „Gesaengen“ dazu quasi wie im Flug J.

 

Am Abend in der Stadt angelangt machten wir uns auf die Suche nach einer geeigneten Unterkunft. Dieses Unternehmen erwies sich schwieriger als gedacht, da unsere Empfehlung unauffindbar war, da wir keine Adresse dazu hatten. Letztendlich landeten wir in einem vom Lonley Planet als netten Familienbetrieb beschriebenen Hotel. Das familiäre Gefühl kam bei uns zwar nicht auf, da sich die Zimmer über zwei Etagen wie in einem gewöhnlichen Gemeindebau erstreckten, dafür zierte jedes Zimmer ein altes Telefon mit Drehscheibe. Weil es schon spät war und wir den ganzen Tag im Bus verbracht hatten waren wir müde und hungrig; der Klassiker! Darüber hinaus hatten wir noch keinen Platz für Mari gefunden. Schlussendlich kostete der Parkplatz für die Nacht mehr, als das Bett pro Person.

Das Leben in der Grossstadt: Die Auswahl an Menüs in verschiedenen Lokalen beschränkte sich auf Pollo con arroz o papas o arepa (Huhn mit Reis oder Kartoffeln oder Maisfladen)…der Hunger blieb trotz Hühnchen J.

 

Unwissentlich führte uns der Rückweg durch das Rotlichtviertel, doch zwei Strassen weiter hatten wir diese auf ihre Art sehr belebten Strassen auch schon wieder verlassen. Wie so oft liegen die Gegensätze hier nicht so weit auseinander. Schnell waren wir uns einig, dass wir am nächsten Morgen die Weiterreise Richtung Cartagena antreten wollten, um so dem Lebensziel, einmal am Karibischen Meer zu sein, näher zu kommen.

 

Für uns, die wir bis jetzt nur mit öffentlichen Bussen unterwegs waren, war es neu, wie viele Blicke und Polizeikontrollen so ein orangener VW Bus mit CH Kennzeichen auf sich ziehen kann! Jedes mal, wenn wir aufgehalten wurden, hatten wir das Gefühl, dass die Kontrolle mehr aus Neugierde, als aus einer Notwendigkeit heraus passierte J. Der Weg führte uns bergauf und bergab durch wunderschöne, saftig grüne Landschaften. Gegen Abend wurde es immer flacher. (Die Küste naht! J). Wir hielten nach einem geeigneten Schlafplatz Aussicht. Zuerst fragen wir bei einer grossen Hacienda (Landgut) nach, ob wir hier übernachten dürften. Obwohl KolumbianerInnen in der Regel nie mit Nein antworten, war uns schnell klar, dass es diesmal darauf hinausläuft, aus Gründen die uns bis zuletzt nicht so ganz klar wurden. Aber wir verliessen das Landgut mit vier riesengrossen, geschenkten Mangos und dem Hinweis auf ein nahe liegendes Hotel. Schlussendlich parkten wir den VW Bus jedoch vor dem Hotel auf dem Gelände einer Tankstelle. Dort schlugen wir für diese Nacht unser Quartier auf und wir zwei waren wieder einmal überrascht, was so ein VW Bus alles zu bieten hat: vier gemütliche Schlafplätze, Kochmöglichkeit, Tisch, Sessel…kurz um: Alles was das Herz begehrt. Die Bäuche gutgefüllt mit selbstgekochten Nudeln à la Thunfischsauce und sicher bewacht von zwei Polizisten, die am Eingang zum Hotel Wache hielten, schliefen wir ein.

 

Am nächsten Morgen beschlossen wir, um nicht den GANZEN Tag im wunderbaren VW-Bus zu verbringen, schon heute einen Zwischenstopp am Karibischen Meer einzulegen. Die Stadt Tolu ist in der Ferienzeit ein beliebter Badeort der Einheimischen. Aber als wir ankamen, waren wir W E I T und B R E I T zu unserer Freude die einzigen Gäste! Auch der von zwei Engländerinnen angekündigte Sandsturm an der karibischen Küste war für uns unauffindbar. (die Zwei stornierten sogar ihre Flüge…) Diesmal lag unser Platz ein paar Schritte vom Meer entfernt. Die Linke lud zum Träumen und Spazierengehen ein, die Rechte zeigte uns eine andere Realität (siehe Bilder) die unserem Glück jedoch überhaupt keinen Abbruch tat.

 

Den nächste Tag verbrachten wir gemütlich frühstückend im Schatten der Palmen, lesend in Hängematten, schnorchelnd im Meer, die Fische bestaunend, spazierend am Strand, in den Wellen badend, Dog spielen…mit einem Wort: Urlaub und Entspannung pur!

Am Abend kamen wir in den Genuss von Stephs unvergleichbaren Semmelknödeln und dazu landete ein einheimischer, frischer Fisch auf dem Grill.

 

Am nächsten Morgen brachen wir unsere Zelte ab und machten uns auf den Weg nach Cartagena…

Alles in Allem fehlen uns ein wenig die Worte, um all unsere unvergesslichen Eindrücke, die tollen Gespräche und die schöne Zeit mit dem sympathischen Schweizer Pärchen in Worte zu fassen.

 

Das einzige Risiko du willst:…

…nie mehr weg

…immer weiter reisen

… und auch einen VW Bus

J J J J J J

 

Monika & Iris – die Abwaschmaschine