Reisebericht Nr. 36

29.- 30. September 2010

Unverhoffter Besuch oder Fähre oder doch fahren?

 

Bei Marco im Hotel Oriental hatten wir sozusagen alles. Einen tollen und sicheren Stellplatz, Wi- Fi, eine warme Dusche und gute Gesellschaft. Doch es sollte noch besser kommen. Wir sassen im Foyer und waren total im Netz versunken als die Tür aufging und eine uns bekannte Stimme ein helles „CIAO“ in den Hoteleingang rief. Die Brunocrew war hier! Freudig begrüssten wir die drei und so entschlossen wir uns kurzerhand noch einen Tag länger zu bleiben. Denn eigentlich wollten wir ja schon längst weiter fahren, aber den ersten „Strich durch die Rechnung“ machte uns ja das Wetter. Denn es war so unfreundlich geworden, dass wir uns sagten: warum denn weiter, wir haben ja Zeit…Nun gut. Es gab wieder viel zu erzählen. Gemeinsam assen wir zu Abend und tauschten uns rege aus.

Am nächsten Tag sassen wir eigentlich fast den ganzen Tag im Foyer und tummelten uns im Internet. Es gibt ja soooo viel zu organisieren. Damit auch unsere Hungergefühle gestillt werden konnten, machten wir uns zu viert auf, um einzukaufen. Ein letztes Abendessen mit unseren italienischen Freunden auf südamerikanischem Boden. Wir genossen den Abend sehr! Am nächsten Tag dann der Abschied. Wir hatten ja schon einige von diesen Abschieden, aber hier waren wir uns sicher: Wir sehen uns wieder! Entweder bei ihnen in Venedig oder bei uns in der Schweiz (wo immer wir dann auch zuhause sein werden!).

Unser Plan ging auch am heutigen Tag nicht ganz auf. Wir wollten ins nahe gelegene Nueva Helvetia (oder Colonia Suiza) fahren und da einen Tag verbringen um eventuell auch ein paar Schweizerdeutsche Sätze mit den Einheimischen zu sprechen. Aber schon bei der Dorfeinfahrt stellten wir fest, dass alles nicht ganz so schweizerisch ist…In der örtlichen Käserei fragten wir dann, obs hier noch Leute gibt die Schweizerdeutsch sprechen. Der nette Herr, der sofort begeistert war, dass er waschechte Schweizer in seiner Käserei stehen hatte, erklärte uns, dass sie hier in vierter Generation leben und dass so gut wie kein schweizerdeutsch mehr gesprochen wird. Schade eigentlich….aber auch verständlich! Nun gut, wir kauften noch leckeren Käse und machten uns dann auf Richtung Colonia Sacramento. Von da aus geht dann die Fähre Richtung Buenos Aires.

In Sacramento sollen wir die schöne Altstadt anschauen, dass wurde uns in den letzten Tagen öfters empfohlen. Nun gut. Wir suchten einen Stellplatz für die Nacht und wollten dies am anderen Tag tun. Die Suche nach einem Stellplatz erwies sich wieder einmal als ein kleineres Problem, denn der örtliche Camping ist aus irgendwelchen Gründen grad geschlossen, die Hostals haben alle keinen Innenhof und auf einem Supermarktparkplatz wollten wir nicht übernachten. Gut, dann fahren wir halt mit der Fähre nach Buenos Aires und lassen Colonia aus. Wir haben uns dann über die Verfügbarkeit und den Preis der Fähre erkundigt. Tja, Platz hat die Fähre schon, aber der Preis?! Wir entschieden uns, trotzdem auf dem geschlossenen Campingplatz zu übernachten und uns am nächsten Tag die Altstadt anzuschauen und dann weiterzufahren. Denn für das Fahrgeld der Fähre, fahren wir locker aussen rum und geniessen es noch ein wenig mit Mari durch die Landschaft zu cruisen. Also machten wir uns früh morgens auf und schlenderten durch die Gassen der Altstadt von Sacramento. Und die ist wirklich super schön. Wir genossen den gemütlichen Vormittag, schossen haufenweise Fotos und schickten die letzten versprochenen Postkarten unserer Reise ab mit den Zeilen: mal schauen wer schneller Zuhause ist, die Postkarte oder wir!!! Steph

 

Reisebericht Nr. 35

 

17.-20. September 2010

Uruguay im Land der Gauchos oder Schwätzchen am Zollübergang

 

Entlang der Küste noch in Brasilien, entscheiden wir uns, für die äusserste Strecke Brasiliens, welche zwischen Küste und Sumpf entlang nach Uruguay führt. Den Nationalpark, den wir besuchen wollten, lassen wir aufgrund schlechter Strassenverhältnisse aus. Auf solch strapaziöse Abenteuer zum Schluss haben wir nicht wirklich mehr so viel Lust. Dennoch erfreuen uns auf dem letzten Abschnitt Brasiliens viele Tiere. Wir sehen wieder viele lustige Wasserschweine, Kaimane, Störche, Flamingos und viel Geflatter mehr. Nicht zu vergessen auch riesige Rinder und Pferdeherden hat es hier. Mit einer Autofähre setzen wir nach Rio Grande über. Langsam spüren wir auch die Nähe zu Uruguay. Es kommen uns immer wie mehr die cool aussehenden Gauchos entgegen. Und so ein Gaucho kann schon mächtig Eindruck hinterlassen. Bei mir zumindest. Ein Gaucho ist nicht das gleiche wie ein Cowboy. Er sieht ganz anders aus. Ein Gaucho vermittelt bei mir das Gefühl von unendlicher Freiheit, spannende Abendteuer und nicht zuletzt auch die gewisse Prise Romantik. Und wie gut erst das Leder hier überall riecht… Wieso ein gewöhnlicher Cowboy das bei mir überhaupt nicht vermitteln kann, was weiss ich. Es ist einfach nicht dasselbe. Hier wird das Mädchen nicht mit dem Töffli ausgeführt, nein man holt sie noch lässig mit dem Pferd ab. Ist doch schön oder?

Gut fertig geschwärmt jetzt… xgüsee!

Wir waren bei Uruguay stehengeblieben. Ein gemütliches Schwätzchen mit den Zollbeamten vor dem grossen Kamin (im Zollhäusschen versteht sich) beschert uns ein relativ lockerer Grenzübergang. In der aktuellen Umgebung ist in jedem noch so kleinen Haus ein obligatorischer Grill-Kamin eingebaut um auch ordentlich Fleisch aufzutischen. Als wir am Zoll auftauchen, wird zuerst mal gemütlich eine Zigarette angezündet. Wieder einmal schwindeln wir beim Gespräch über Mindestlöhne in der Schweiz, was wir verdienen und was Mari gekostet hat. Es fällt uns immer wieder schwer zu sagen was unser Mindestlohn in der Schweiz ist, im Gegensatz zu den hier in Uruguay 500 USD. Obwohl wir immer wieder versuchen zu erklären, dass ein Kilo Fleisch bei uns 100 und nicht 8 Franken kostet und wir hohe Miet und Versicherungskosten haben. Wenn du schon alleine 3500 Dollar erwähnst, fallen die Leute hier schier vom Stuhl. Europa das Geld-Paradies schlechthin… die Fixkosten, die überhört man ganz einfach. Jeannine

 

20.-23. September 2010

Unser kleines Häuslein oder Mate schlürfen in Punta del Diablo oder auf Rennis Spuren

 

Unser erster Stopp in Uruguay heisst Punta del Diablo. Ein kleines Hippiedorf wo berühmt für eben seine Hippies aber auch für die Surfer wo hier auf der Suche sind nach der ultimativen Welle. Wir sind sofort begeistert von den kleinen farbigen Holzhüttchen hier und dem easy living Flair wo man hier deutlich zu spüren bekommt. Wir entschliessen uns hier ein wenig zu verweilen und uns ein paar relaxte Tage zu gönnen. Von unseren Reise- Ersatzeltern Rainer und Heike wurden wir auf das Dorf aufmerksam gemacht. Sie haben sich hier über ein Monat ein Cabana gemietet, da sie nach mehr als zwei Jahren total Reisemüde waren. Leider haben wir uns um eine Woche verpasst um gemeinsam noch etwas Zeit mit ihnen zu verbringen. Also folgen wir ihren Spuren und mieten uns für drei Tage ein so herziges Holzhüttchen. Es ist hellblau, hat eine kleine Küche, ein kleines Wohnzimmer mit Kamin und eine Galerie mit Bett und Balkon. Die Terrasse vor dem Haus ist mit grossen Holzgartenmöbeln ausgestattet. Selbstverständlich fehlt auch die Hängematte nicht. Nachdem wir unser neues Heim bezogen haben, erkunden wir das Dorf und flanieren die Küste entlang. Zu unserer Freude ist auch gerade Low- Season und dass kommt uns immer sehr gelegen. Denn so flaniert es für uns gemütlicher und auch die Strände sind nicht so voll. Wir beobachten die Fischer und die Surfer, sammeln Holz, um unser Hüttchen so richtig einzuheizen und wählen im einzig geöffneten Supermarkt unser Znacht aus. Wir nutzen die Gunst der Stunde und wählen natürlich etwas was man in den Backofen schieben und natürlich auf den Grill vom Kamin schmeissen kann. Mal gibt es Gratin mit Fleisch, mal Pizza mit Fleisch, mal Salat mit Fleisch etc. Wir freuen uns mit dem Backofen mal etwas Abwechslung in unseren Speiseplan zu bringen. Da eine Heizung in den Holzhüttchen hier Luxus ist, sind wir ebenso dankbar für den Kamin. Denn es ist ja auch schliesslich Winter im Moment und obwohl die Tage relativ warm sind, sind die Nächte doch recht kühl.

Plötzlich bekommen wir Besuch und wir sind überrascht als jemand an unsere Balkontüre klopf. Es ist Gustavo mit seiner Familie. Wir haben bereits gehört, dass sie hier wohnen, doch wo wie was genau, dass wussten wir nicht. Die kleine Hippiefamilie war vor zwei Jahren selbst mit einem T2 von Kanada heruntergefahren, ist hier hangen geblieben und hat sich ein Grundstück gekauft. Während sie dann für zwei Monate im Zelt wohnten, haben sie sich ein hübsches kleines Holzhäusschen gebaut. Wir sind wieder einmal völlig überrascht wie gut die Jungs der Familie die Reise noch in Erinnerung haben. Denn natürlich reden wir über Dinge die wir gesehen haben, Orte die wir besucht haben etc. Und die beiden Jungs im Alter von 11 und 14 erinnern sich teilweise an Namen oder Orte zurück die nicht einmal uns so auf die schnelle einfallen. Wir verbringen ein paar gemütliche Stunden, schlürfen Mate und überlegen uns, dass wir mit unserem Geld für die Reise, hier drei Mal so ein Grundstück mit einem Hüttchen hätten kaufen können. Jeannine

 

23.- 28. September 2010

Die vorerst letzte Hauptstadt Montevideo oder zu Besuch bei einem Solothurner

 

Da wir Zeit zum Trödeln haben, tuckern wir gemütlich der Küste entlang in Richtung Montevideo. Einen Halt machen wir im Nobel-Ort Punta del Este. Krasse Gegensätze von den Holzhüttchen zu den vielen riesigen Wolkenkratzern. Ein Küstenzipfel voll mit Boutiquen, Yachten, Nobelschlitten und Gourmetrestaurants. Dass hier natürlich kein Campingplatz zu finden ist, wird uns erst da bewusst. Also fahren wir einmal kreuz und quer durch dieses Viertel und verduften danach ziemlich schnell etwas ausserhalb auf einen Campingplatz. Da verweilen wir aber nur eine Nacht, ist doch der nicht gerade voller als voll mit einer Kirchengemeinschaft. Die wollen wir bei ihren täglichen Gebeten nicht gross stören und steuern nun die Hauptstadt Montevideo an. Naja und die ist nicht gerade ausgerichtet für zwei wie wir, die einen sicheren Stellplatz suchen. Zwar fühlen wir uns hier in Uruguay mehr als sicher, dennoch wollen wir es in einer so grossen Stadt wie Montevideo nicht darauf ankommen lassen. Nach erfolglosem Suchen nach einer geeigneten Schlafstelle, wenden wir uns an das Tourismusbüro. Was für eine Party wir doch mit den beiden Frauen da hatten. Wir diskutieren und telefonieren, vom Yachtclub bis zum Museum, Nein es will sich einfach kein guter Stellplatz finden lassen. Zudem ist auch noch gerade die Fiesta de Patrimonio. Übersetzt heisst das soviel wie Fest des Vermögens. Dies bedeutet, dass alle Museen, Regierungsgebäude, etc. Tag der offenen Tür hat und es in der Stadt nur so von Leuten wimmelt. Als Notlösung schlagen uns die netten Damen vom Touribüro den 24h Parkplatz vom Nobelshoppingcenter Punta Carreta vor. Tja was bleibt uns gross übrig, wir machen uns auf den Weg dort hin. Und wir stellen uns direkt vor den MC-Drive. Ja und hier schlafen wir dann auch zwei Nächte. Tags über schauen wir uns Montevideo an. Doch zur Abwechslung mieten wir uns Fahrräder und fahren der schönen, kilometerlangen Promenade entlang. Wir machen Stopp im Mercado del Puerto der für seine Grilladen bekannt ist. Steph kommt aus dem Staunen nicht mehr raus und wir gönnen uns ein leckeres Mittagessen dort. Was für ein Rummel Samstagmittag in diesem Mercado. Einheimische und Touristen zugleich, drängen sich an langen Bar-Theken und essen Fleisch in überdimensionalen Mengen. Ja wir erleben HESO (Herbstmesse Solothurn) in einer etwas anderen Atmosphäre. Am Nachmittag versuchen wir dann, uns mit den Fahrrädern durch die Gassen zu schlängeln. Geben es aber ziemlich schnell auf. Denn die Menschenmassen sind enorm. Alles was hier Räder hat ist Fehl am Platz. Also nichts wie zurück, Fahrräder abgeben und nochmals zu Fuss in die Altstadt zurück. Nun können wir etwas gemütlicher Flanieren, den verschiedensten Markständen Beachtung schenken und uns einfach vom Trubel mitreissen lassen…. Jeannine

Aus Montevideo raus, steuern wir Santa Lucia an. Hier steht das Hotel Oriental (www.hotel-oriental.com ) . In meiner Zeit im Lido hab ich den Besitzer Marco Guerrini kurz kennengelernt und er hat mir damals seine Adresse aufgeschrieben und wir sollen doch bei einer allfälligen Durchreise mal reinschauen. So haben wir ein paar Tage zuvor E-Mail Kontakt mit Marco aufgenommen und uns bei ihm angemeldet. Die Fahrt von Montevideo nach Santa Lucia führte über eine Schnellstrasse, vorbei an den grossen Bodegas Uruguays und war mit 1 ½ Stunden relativ kurz. In Santa Lucia wurden wir herzlich empfangen und durften auf dem kleinen Hotelparkplatz unsere Mari parkieren und unseren Schlafplatz beziehen. Am Abend gabs Assado und tolle Gespräche, von und über zuhause und Erlebtes auf unserer Reise. Wir geniessen hier die Ruhe vor dem Sturm, Internetempfang im Auto und Schweizerische Gastfreundschaft. Vielen Dank Marco! Steph